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FIFA 10 - Der Ball ist rund...

Jens Kopper

von Jens Kopper

20.10.2009, 11:57 Uhr 4

FIFA 10 Bild aus der "FIFA 10"-Galerie

Vielleicht kennt ihr das. Ihr seid in einer glücklichen Beziehung. Alles läuft super. Doch mit den Jahren hält die Tristess Einzug. Eure Partnerin wird immer launischer und unausstehlicher. Besser gesagt: Sie verliert immer mehr von den Dingen, die ihr an ihr mal geliebt habt. Und dann passiert es. Ihr trefft sie irgendwann wieder. Und ihr spürt wieder so ein Kribbeln, erinnert euch an die schöne Zeit die ihr hattet. "Hey, schön dich zu sehen. Wie wärs, lass uns einen Kaffee trinken gehen. Ganz unverbindlich." Nun müsst ihr eine Entscheidung treffen. Zurück zu den Wurzeln oder das Angebot ausschlagen. Zugegeben: Ein Videospiel kann schlecht sauer auf euch sein. Trotzdem habe ich mich doch komisch gefühlt, als ich nach hunderten Stunden mit "Pro Evolution Soccer 6", 2008 und sogar 2009 wieder einen "FIFA"-Teil in meine Xbox 360 geschoben habe. Und auch wenn ich "FIFA 09" nur relativ kurz gespielt habe, musste ich mir eingestehen, dass es um Weiten besser ist als das Konkurrenzprodukt aus Fernost. Nun liegt Teil 10 von Electronic Arts Fußballsimulation vor mir. Nach knapp 30 Online-Duellen und 4 Stunden Managermodus möchte ich von meinen Erfahrungen berichten.

Fangen wir mal ganz langsam an. Electronic Arts besitzt so ziemlich jede Lizenz. Daher sind alle Mannschaften und Ligen, Stadien und Gesichter vollkommen authentisch. Immer noch einer der großen Unterschiede zu "PES". Grafisch ist "FIFA 10" wieder mal sehr gut geworden. Auch wenn sich die direkten Unterschiede zum Vorgänger relativ in Grenzen halten. Die Präsentation ist top, die Spieler ähneln fast alle ihren realen Vorbildern. Die lizensierten Stadien sind perfekt umgesetzt. Und von den realistischen Falten- bzw. Schattenwürfe der Trikots möchte ich erst gar nicht anfangen zu schwärmen. Gleiches gilt für die Animationen. Noch niemals haben sich die Spieler so realistisch bewegt, wie in diesem Spiel. Personenspezifische Bewegungen sind 1 zu 1 im Spiel vorhanden, unrealistische Schuss und Passbewegungen gibt es nicht mehr. Versaut ihr ihr die Ballannahme ist es euch einfach nicht möglich, den Ball direkt weiter zuspielen, oder den Abschluss zu suchen. Hier merkt man direkt den Anspruch der Entwickler, eine Simulation zu entwickeln. Vor allem merkt man dies aber in den Zweikämpfen.

Woah! Verdammt, spielt sich das realistisch. Das war mein erster Gedanke als ich mein erstes Laufduell ausgefochten habe. Mein Abwehrspieler hatte eigentlich den Vorteil auf seiner Seite. Er war näher zum in den leeren Raum gespielten Ball. Dumm nur, dass der gegnerische Spieler deutlich schneller und stämmiger war. Es entwickelte sich also ein Gerangel um den Ball. Mein Versuch den Gegner aus der Balance zu bringen, scheiterte verständlicherweise kläglich. Mit wild fuchtelnden Armen und der dazugeeilten Hilfe eines Kollegen gelang es mir dann doch noch den Angreifer vom Ball zu trennen. Endlich wirken sich körperliche Unterschiede korrekt auf das Zweikampfverhalten aus. Es fühlt sich einfach echt an. Dazu trägt ebenfalls die Entschärfung des Turbos bei. Dieser ist nur noch relativ kurz verfügbar und nicht mehr ansatzweise so übermächtig wie früher. Hier gilt es, das perfekte Timing zu erwischen. Im richtigen Moment ausgelöst, könnt ihr entweder den Verteidiger mit einem geschickten Tempowechsel aus dem Gleichgewicht bringen oder dem Angreifer im letzten Moment den Ball wegspitzeln. Surreale Drehungen sind Geschichte. Erwischt ihr den Verteidiger auf dem falschen Fuß, seid ihr vorbei und müsst nicht damit rechen, dass dieser eine blitzschnelle Drehung im vollen Lauf vollführt.

Ebenfalls entschärft wurde die direkte Ballmitnahme. War es früher noch möglich, trotz starkem Stören durch einen Gegner den Ball anzunehmen und in eine Richtung mitzunehmen, ist dies bei Teil 10 unglaublich schwierig geworden. Zum Einen müsst ihr hier den absolut optimalen Moment abpassen. Zum Anderen spielt der Gegenspieler eine entscheidende Rolle. Macht dieser beim Stellungsspiel keinen Fehler, ist es praktisch unmöglich ihn so leicht auszuspielen.

Wahnsinnig gut gefallen hat mir die neue 360 Grad Steuerung. War es früher nur möglich, in acht verschiedene Richtungen zu laufen, entspricht die Bewegung des Analogsticks heute zu 100% der Bewegung des Spielers. Das eröffnet ungeheure spielerische Möglichkeiten. Erhöht aber auch deutlich den Schwierigkeitsgrad. Habt ihr eine Lücke in der gegnerischen Abwehr ausgemacht, müsst ihr wirklich perfekt hinein steuern. Verschätzt ihr euch auch nur ein kleines bisschen, wird sich euer Spieler nicht dort hinbewegen, wo ihr wollt. Gleiches gilt auch für das Passspiel. "FIFA 10" verfügt zwar über einen Passassistenten, trotzdem müssen Pässe optimal ausgerichtet werden. Ansonsten landen sie irgendwo, nur nicht dort, wo ihr sie hinspielen wolltet.

Natürlich verfügt "FIFA 10" auch wieder über ein reichhaltiges Arsenal an Tricks. Vor allem Stars wie Rooney oder Arshavin haben Kunststücke drauf, dass einem die Kinnlade runterfällt. Die im Spiel aber anzuwenden ist äußerst schwierig. Denn die Verteidigung hat einige äußerst wirkungsvolle Waffen spendiert bekommen. Nicht nur das Zweikämpfe realistischer ablaufen, die Abwehrspieler können auch auf einige neuen Aktionen zurückgreifen, die den Stürmern das Leben sehr schwer machen können. So funktioniert es mittlerweile deutlich besser, wenn ihr per Tastendruck einen Mitspieler ins Tackling bringen wollt. Besser gesagt, es funktioniert so gut, dass ihr mit eurem Spieler den Pass- bzw. Laufweg zustellen könnt und einen KI-gesteuerten Manschaftskollegen in den Zweikampf schickt. Äußerst praktisch, um schnelle Konter über die Flügel zu bekämpfen. Des Weiteren verfügen die Verteidiger über neue Bewegungen, um eine Situation zu klären. Selbst wenn sie ungünstig zum Ball positioniert sind, könnt ihr mit artistischen Einlagen die Situation bereinigen.

Ebenfalls sehr nützlich ist der sogenannte "Running Jockey". Dabei stellt ihr den Gegner geschickt, ohne ihn direkt anzugreifen. Ihr wartet einfach, bis euer Gegenüber einen Fehler macht und startet erst dann eure Attacke. Hier muss ich aber jetzt auch meine erste Kritik loswerden: Realismus in allen Ehren. Aber die Defensive ist stellenweise etwas zu stark geraten. Es ist praktisch unmöglich, als Angreifer eine 1 gegen 1 Situation zu gewinnen. Nur mit langem Training und perfekter Beherrschung der Steuerung könnt ihr irgendwann aus solchen Momenten als Sieger hervorgehen. Das macht es gerade für Neulinge und Gelegenheitsspieler sehr schwierig und trübt den Spielspaß, besonders im Multiplayer, stark. Eine spontane Session mit Freunden ist einfach nicht mehr möglich, da die Steuerung viel Einarbeitungszeit verlangt.

Natürlich auch wieder dabei ist der "Be a Pro Modus". Dabei erstellt ihr euch euren Alter Ego und bestreitet nur mit diesem Spieler eine Karriere. Macht wie in den letzten Teilen immer noch mega viel Spaß und fühlt sich dank neuer Kameraperspektive noch realer an. Das wirkliche Herzstück von "FIFA 10" ist aber der Managermodus. Und dieser ist, gelinde gesagt, eine Katastrophe. Zum Einen merkt man, dass EA einen eigenständigen Fußballmanager im Portfolio hat. Deshalb ist dieser Managermodus bei "FIFA 10" viel zu klein geraten. Die angebotenen Manager-Funktionen beschränken sich eigentlich nur auf das Zusammenstellen des Trainerstabs, das Abschließen von Sponsorenverträgen und auf Transfertätigkeiten. Dumm nur, dass es sich dabei um ein absolutes Bugfestival handelt. Ich zähle mal kurz auf, was mir widerfahren ist. Also zu Beginn der Saison war ich auf dem Transfermarkt tätig und habe mir die Dienste von Marko Marin gesichert. War zwar alles andere als günstig, half mir aber, um meinen linken Flügel zu verstärken. Am letzten Tag der Transferperiode war der gute Marko auf einmal verschwunden. Verkauft an Inter Mailand für einen sehr geringen Preis, ohne das ich irgendwas abgesegnet hatte. Der Erlös allerdings ist niemals auf meinem Konto angekommen. 9 Millionen Euro waren spurlos verschwunden. Ärgerlich, aber noch zu verkraften. Ein Blick auf meinen momentanen Kader brachte mich dann aber endgültig aus der Fassung. Zwei weitere Spiele waren verkauft worden. Auch wieder kostenlos. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Gleiches gilt für die KI des Assistenzcoaches. Gönnt euch mal einen Spaß und lasst diesen die Aufstellung für den nächsten Spieltag erledigen. Ihr werdet nur noch mit dem Kopf schütteln, wenn ein Miroslav Klose auf einmal der Abwehrchef ist.

Am besten und unterhaltsamsten ist "FIFA 10" im Multiplayer. Sei es nun eine gepflegte Runde mit Freunden vor dem heimischen Bildschirm oder ein Match gegen irgendeinen Menschen auf diesem wunderbaren Planeten. Es macht einfach tierisch Spaß und geht herrlich unkompliziert. Mit wenigen Handgriffen ist ein 1 vs. 1 Match erstellt. Praktischerweise werdet ihr, falls vorhanden, einem Gegner zugelost, der den gleichen Fähigkeitslevel hat wie ihr. Ungerechte Partien sind so fast ausgeschlossen. Oder ihr schnappt euch einfach einen Kumpel und spielt ein 2 vs. 2. Geht genauso unkompliziert und läuft wie alle Online-Partien nahezu ruckelfrei. Und wenn ihr wirklich mal mit Lags zu kämpfen habt, hängt das an eurer Internetverbindung und nicht an "FIFA 10". Etwas schlechter hingegen hat mir die "10 vs. 10"-Spielvariante gefallen. Wie der Name schon verrät, spielen dabei 20 menschliche Spieler eine Partie. Entweder mit fertigen Teams oder aber mit ihren persönliche "Be a Pro"-Profis. Die Idee ist genial, scheitert aber an der praktischen Umsetzung. Wenn ihr nicht gerade 19 Freunde zur Verfügung habt, dauert es schon mal ewig, bis ihr genug Spieler zusammenbekommt. Sollte diese Hürde genommen sein, herrscht bei diesen Matches leider zu oft das totale Chaos, weil jeder Stürmer spielen will. Ich meine, klar jeder will Tore schießen. Aber das ist nicht der einzige Sinn bei einem Fußballspiel. Auch gute Abwehrarbeit ist wichtig. Wie sagte schon ein bekannter Fußballer? Der Sturm gewinnt ein Spiel, die Abwehr die Meisterschaft. Wollt ihr wirklich mit eurem "Be a Pro"-Spieler die Weiten des Internets erobern, solltet ihr eher zu den normalen Modi greifen. Aber egal für welchen Modus ihr euch entscheidet. Bei jedem Spiel werdet ihr bis in die Haarspitzen angespannt sein. Ein kleiner Fehler und schon lauft ihr einem Rückstand hinterher. Ein perfekter Pass und ihr schenkt eurem Gegenüber ein Traumtor ein.

Trotz all der Lorbeeren für "FIFA 10" sind mir einige Dinge sehr negativ aufgefallen. Da wäre zum Einen der Schiedsrichter. Ich finde es schön und gut, dass dieser endlich voll animiert auf dem Platz steht. Wenn er aber in einen eurer Pässe läuft oder euren Stürmer umrennt, werdet ihr den Mann in schwarz ganz schnell hassen. Gleiches gilt für euren Torhüter. Die KI schwankt zwischen Himmel und Hölle. Manchmal kratzt der Keeper Schüsse aus dem Winkel, die eigentlich unhaltbar sind. Im nächsten Moment, lässt er einen leichten Ball abprallen, den gefangenen Ball wieder fallen oder reagiert einfach gar nicht. Mehrmals ist er sogar am Tor hängen geblieben. Das darf einfach nicht sein. Ach ja: Er steht übrigens immer zu weit vor dem Tor, weshalb Lupfer im Internet der bevorzugte Torschuss sind. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Zudem ist die Ballphysik immer noch etwas eigenartig. Schüsse haben viel zu wenig Wucht und Flanken verkommen eigentlich immer zu einer wunderschönen Bogenlampe bzw. Bananenflanke.

Den verbugten Managermodus habe ich ja oben schon erwähnt. Stellenweise habe ich auch das Balancing als grenzwertig empfunden. Ein Lionel Messi z.B. hat super Werte. Ist aber eher mittelmäßig. Der Sturm Anelka/Drogba ist praktisch im Zweikampf nicht vom Ball zu trennen. Die Zweitligisten sind fast genauso gut wie die aus der jeweiligen ersten Liga. Am meisten stört aber, dass Online-Matches zu 90% aus Ballverlusten im Mittelfeld bestehen. Ihr nehmt den Ball an und verliert ihn wieder usw. Wirklicher Spielfluß kommt nur sehr selten auf. Kann doch eigentlich nicht sein, dass ein "Gott" wie Cesc Fabregas keinen Ball annehmen und weiterspielen kann?

Mal sehen ob "Pro Evolution Soccer 2010" das besser macht. Die Meinungen gehen jetzt schon soweit außeinander, dass ich mir dazu kein Urteil erlauben möchte...

1Fazit

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KOMMENTARE


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PadishahWND

PadishahWND

20.10.2009, 12:53 Uhr

sehr cooler Test, erliches Gesamturteil. Top!!!

Wolfgang

Wolfgang

20.10.2009, 12:16 Uhr

Echt guter Test. =)

Jens

Jens

20.10.2009, 12:03 Uhr

Hab ich doch garnicht oO
Ich war sowas von neutral.
-_-

Marc

Marc

20.10.2009, 12:01 Uhr

Schöner, ausführlicher Test. Solltest nur nicht den PES-Fanboy so raushängen lassen... ^^

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