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PES 2010 - Der König ist tot. Es lebe der König?

Jens Kopper

von Jens Kopper

17.11.2009, 23:20 Uhr 2

PES 2010 Bild aus der "PES 2010"-Galerie
Irgendwie gehört es jedes Jahr dazu. Im Herbst erscheinen die neuen Sportspiele und prompt geht das Rumgeschreie wieder los: Titel A ist besser als Titel B und Spiel C ist sowieso der bester Teil überhaupt gewesen. Aber sind wir doch mal ehrlich. Jeder Gamer hat sich an einer solchen Diskussion schon mehr oder weniger energisch beteiligt. Sei es nun bei NBA, NHL, NFL oder Fußball-Games. Gerade bei letzteren gibt es schon regelrechte Feindschaften zwischen den einzelnen Lagern. Vor allem letztes Jahr knallte es an einigen Stellen innerhalb der Gamercommunity. Schließlich gab es eine kleine Revolution. "FIFA" schubste den König "Pro Evolution Soccer" vom Thron. "FIFA"-Jünger durften endlich zu Recht behaupten, dass ihr Lieblingstitel wirklich der bessere ist. Und "PES"-Fanboys mussten sich damit abfinden, dass die Herrschaft vorbei war. Nun befinden wir uns im Jahr 2 der neuen Ära und die Jungs rund um Mr. Seabass wollen natürlich ihre Krone zurück. "FIFA 10" hat dieses Jahr wieder ordentlich vorgelegt. Ob "Pro Evolution Soccer 2010" wieder zur alten Stärke zurückfindet, erfahrt ihr in unserem fanboyfreien Test.

Danke! Die größte Macke von "Pro Evolution Soccer 2009" wurde schon mal ausgemerzt. Der Netzcode ist einwandfrei, die Ruckelorgien des Vorgängers sind nicht mehr vorhanden. Ansonsten hat sich online aber nicht wirklich viel geändert. Es gibt die Standardmatches 1 vs. 1 bzw. 2 vs. 2. Neu sind die verbesserten Communityfeatures, die eine deutlich vereinfachte Liga und Tuniererstellung ermöglichen. Den Umfang von "FIFA 10" erreicht "PES 2010" online zwar zu keinem Zeitpunkt, die gebotenen Sachen funktionieren aber tadellos.

Wie sieht es aber ansonsten aus? Eine der größten Schwächen von "Pro Evolution Soccer" war schon immer die Grafik. Schon "PES 6", der bisher beste Teil der Serie, wusste lediglich mit anderen Sachen zu überzeugen. Grafisch wurde Magerkost geboten. Aber sieh an. "PES 2010" hat sich gemacht. Die Spieler sehen schick aus und ähneln ihren Vorbildern so sehr wie noch nie. Auch die Trikots sind endlich nett designt, wirken zu keiner Zeit mehr flach und dimensionslos. Vor allem gefällt aber der Rasen. Sieht dieser bei der Konkurrenz aus dem Hause EA einfach nur schlimm aus, genießt man es bei "PES 2010" richtig den Ball darauf laufen zu lassen. Verschiedene Grüntöne geben dem Ganzen Tiefe und lassen den Rasen einfach herrlich realistisch aussehen. Besonders von Nahem kann man viele Details erkennen. Leider ist den Entwicklern aber auf halbem Weg die Luft ausgegangen. Das grafisch Schlimmste, das Publikum, ist immer noch schwach animiert. Flach, abgehakt und hässlich. Und die mageren Animationen wiederholen sich quasi endlos. Hier bietet "FIFA 10" deutlich mehr und hat natürlich so auch eine deutlich bessere Atmosphäre als "PES". Sehen die Trikots wie berichtet ansicht gut aus, sind die Falten- bzw. Schattenwürfe dagegen einfach nur lächerlich! Im Prinzip besteht die komplette Bewegungsanimation der Trikots aus zwei festgelegten Situationen, die immer hin und her wechseln. Hört sich vielleicht komisch an, ist aber die traurige Wahrheit. Ein klarer Atmosphäre-Killer.

Was dagegen gut gefällt, ist die neue aufgewertete Meisterliga. Dabei geht es natürlich darum, die Geschicke eines Fußballclubs zu leiten. Hat man früher mit einer absoluten Gurkentruppe anfangen müssen, kann man bei "PES 2010" direkt mit einem Topclub wie Liverpool und dem entsprechenden Kader starten. Das mag zwar einsteigerfreundlich sein, bietet dann aber nicht ganz soviel Motivation, als wenn man komlett bei Null anfängt. Dafür gibt es dieses mal aber einige neue Features. So gilt es neben der ersten Mannschaft auch die zweite im Blick zu behalten. Talente tummeln sich vereinzelt auch in der eigenen Abteilung, junge Spieler müssen erst langsam an das Profigeschäft herangeführt werden. Und vor allem: Das Ganze kostet Geld! Die Jugendabteilung muss bezahlt werden, die Spieler wollen ihre Gehälter etc. pp. Gleichzeitig erhaltet ihr aber auch Geld von Sponsoren, die ihr selbst auswählen dürft, von Vereinsmitgliedern und durch Siegprämien. Das hat zwar zu keinem Zeitpunkt den Anspruch eines Fußball-Managers. Trotzdem lockert es den gewöhnlichen Spielbetrieb ungemein auf und sorgt für kurzweilige Abwechslung.

Lasst uns mal kurz ein Paar Jahre zurückgehen. Da war "Pro Evolution Soccer" noch das verdiente Maß aller Dinge und hat den Weg vorgegeben. Was bei "PES" gut war, versuchte die Konkurrenz in Form von EA Sports möglichst gut zu übernehmen. Das pures Kopieren nicht zum Erfolg führt, musste man sich aber schnell eingestehen. Und so entschied man sich bei EA irgendwann verstärkt auf eigene Ideen einzugehen. Und siehe da! Heute liegt man damit an der Spitze. Vollkommen unverständlich warum Konami nun den gleichen Fehler macht. An unglaublich vielen Stellen merkt man einfach, dass sich die Jungs gedacht haben "Was bei FIFA gut ist, können wir mit Sicherheit irgendwie mehr oder weniger gut abkupfern". Ganz falsch ist der Gedanke nicht. Die 360-Grad-Steuerung ist gut, funktioniert tadellos und passt perfekt zum vielschichtigen Spielaufbau. Gleiches gilt für die neuen Taktikregler. Damit könnt ihr vor bzw. während eines Spiels sehr effektiv und genau eure Taktik ausrichten. Hier machen es die Japaner sogar besser als das vermeintliche Vorbild. Eure Einstellungen wirken sich absolut realistisch auf das Spielgeschehen aus. Bei "FIFA" sind die Auswirkungen schwammiger. Auch der aus "FIFA" bekannte Trickstick hat es jetzt in den Quellcode von "PES" geschafft. Ist gut gemacht - nicht ganz einfach zu beherrschen aber sehr befriedigend, wenn ihr dank des Sticks ein Spiel gewinnt. Doch: Wo sind die Innovationen? Wo ist das, was "PES" auch zu einem gewissen Teil immer ausgemacht hat? Schließlich hat man am Entwicklungsanfang groß behauptet, man werde sich das Feedback aus der Community zu Herzen nehmen. Irgendwie hat man das wohl nur als Fehlerbeseitigung verstanden.

Einige Dinge gefallen aber bei "PES" auch dieses Jahr wieder deutlich besser als bei der Konkurrenz. Die Schussphysik ist weiterhin deutlich authentischer. Schüsse krachen richtig. So wie es sein soll. Kopfbälle haben richtig Wucht und dümpeln nicht vor sich hin. Flanken fliegen physikalisch viel korrekter als die "krummen Dinger" bei "FIFA". Hier hat "Pro Evo" deutliche Vorteile. Gleiches gilt für den Spielaufbau. Natürlich hat Fußball viel mit Taktik und Mechanismen zu tun. Trotzdem ist es absolut unrealistisch, wie die meisten Tore bei EAs Kick zustande kommen. Im Prinzip nämlich immer nach dem ein und dem selben Schema. Zufall, Überraschungsmoment? Quasi nicht vorhanden. Ganz anders bei "PES 2010". Hier hat man Fußball verstanden. Verschiedene gegnerische Ausrichtungen verlangen verschiedene Angriffsmuster. Mal über den Flügel, mal durch die Mitte. Auch zufällige Situationen kommen viel öfter zu Stande. Es wirkt einfach nicht so gescriptet wie bei "FIFA 10".

Es mag jetzt unglaublich klingen. Aber das waren im Prinzip alle positiven Dinge an "Pro Evolution Soccer 2010", während der Rest eher enttäuscht. Da wäre z.B. der komplett lieblose "Become a legend"-Modus. Hier erstellt ihr euch euren Alter Ego und erklimmt den Fußballthron. Dumm nur, dass das vollkommen langweilig präsentiert wird. Hier sei jetzt mal der Vergleich mit "NBA 2K10" erlaubt, denn "FIFA 10" hat mit seinem "Be a Pro" auch nicht wirklich überzeugt. Es fehlt einfach die direkte Einbeziehung des Spielers in die Geschehnisse. Bei "NBA" erhält man während des Spiels schon Feedback. Jede gute Aktion bringt Punktgewinn, jede schlechte Aktion Punktverlust. Man ist einfach immer permanent motiviert, etwas gutes zu tun! Und das muss nicht unbedingt ein Solo sein. Teamplayer können deutlich mehr positive Bewertungen absahnen als Egomanen. Nach dem Spiel erhaltet ihr dort dann eine Übersicht und eine gesprochene Zusammenfassung eurer Leistung. Das macht Spaß, das stachelt euch immer wieder an, euer Bestes zu geben. Bei "PES 2010" könnt ihr praktisch machen was ihr wollt. Schlechte Handlungen werden nämlich nicht bestraft, sondern nur gute belohnt. Macht ein Tor oder liefert einen Assist. Das reicht schon um euren Manager zufrieden zu stellen. Was ihr sonst macht, ist fast komplett irrelevant. Unrealistisch und auf Dauer langweilig. Langweilig ist auch das richtige Wort für die Präsentation zwischen den Spielen. Trockene Tafeln verraten euch alle Informationen. Das mag ja übersichtlich sein. Atmosphärisch ist es ein glattes Eigentor. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Besonders wenn man bedenkt, dass es die Konkurrenz nicht wirklich besser gemacht hat.

Des Weiteren wirkt "PES" im Spielverlauf stellenweise etwas abgehackt. In einem Moment läuft sich euer Flügelspieler noch wunderschön frei. Im nächsten bleibt er einfach stehen und macht gar nichts. Oder achtet mal bei Standardsituationen auf die Bewegungen eurer Teamkameraden. Da wird euch etwas auffallen. Richtig. Die spielen Fußball-Mikado. Wer sich zuerst bewegt, verliert. Die ganzen Geschehnisse wirken nicht so homogen wie bei "FIFA 10". Gleiches gilt für die Zweikämpfe. Oh je, oh je. Sowohl optisch als auch spielerisch laufen die viel zu identisch ab. Verschiedene Körperbauten haben so gut wie keinen Einfluss auf den Ausgang des Zweikampfs. Im Prinzip laufen die beiden Spieler auf Schienen nebeneinander her. Nur ganz selten kommt mal ein Arm raus. Das ist einfach nur schlecht! "FIFA 10" hat da meilenweit die Nase vorne. Dort spürt man den Kampf um jeden Zentimeter. Es wird gedrückt und geschoben. Kräftige Spieler haben zwar Geschwindigkeitsnachteile, dafür aber deutliche Vorteile im 1 gegen 1. Hier hat Konami schlicht und ergreifend gepennt. Selbst bei "PES 6" sind die Zweikämpfe intensiver.

Am meisten ärgern im Spiel aber zwei Dinge. Zum Einen die Tatsache, dass entweder die Ballphysik eklatante Mängel hat oder die Entwickler die Fähigkeitspunkte für Spieler nach Lust und Laune vergeben haben. Wie kann es sein, dass ein Fernando Torres einen Ball im Lauf nicht annehmen kann? Stattdessen spritzt das Leder locker fünf Meter weg. Warum zur Hölle ist es einem Künstler wie Frank Lampard nicht möglich, einen Ball direkt zielgerichtet weiter zu spielen? Der Ball verreckt einfach nach wenigen Metern! Das macht wütend und erstickt jeden Spielspaß. Gleiches gilt für die miserablen Animationen der Spieler. Die Sprintbewegung sieht einfach nur schlecht aus. Hat was von der Bewegung einer Nähmaschine. Auch die Pass- und Annahmeanimationen wirken viel zu roboterhaft. Wo ist die Eleganz der handgezeichneten Animationen früherer Tage hin? Da hilft es auch nicht, dass ein C. Ronaldo seine charakteristischen Bewegungen spendiert bekommen hat. Im Vergleich zu "FIFA 10" hat "Pro Evolution Soccer 2010" hier deutlich das Nachsehen.

Zum Abschluss noch kurz einige Sätze zur neuen, alten Schwäche von "PES". Bei den Lizenzen muss man natürlich wieder deutliche Abstriche machen. Keine deutschen Ligen, überhaupt keine deutsche Vereinsmannschaft und auch ansonsten gibt es wieder nur einen Bruchteil von dem geboten, was "FIFA 10" vorweisen kann. Dafür gibt es exklusiv die Champions League und sogar die original deutsche Nationalmannschaft mit allen Gesichtern und Namen. Das ist schon mal besser als nix...

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Zu den Kommentaren (2)

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KOMMENTARE


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Jens

Jens

18.11.2009, 00:07 Uhr

Jo das trifft es perfekt. Hab eher erwartet, dass du was zu meinem Mikado-Joke sagst :D = D

Marc

Marc

17.11.2009, 23:21 Uhr

Soso. PES gleicht einer Nähmaschine... ^^

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