Assassin's Creed 2 - Zurück in die Zukunft
von Wolfgang Kern
26.11.2009, 11:53 Uhr 3
Bild aus der "Assassin's Creed 2"-Galerie
Vor zwei Jahren wurde eine brandneue Marke von Ubisoft auf den Markt gebracht: "Assassin's Creed". Mit der bildhübschen Produzentin Jade Raymond zog das Spiel sämtliche Aufmerksamkeit auf sich und schlug ein wie eine Bombe. Mit rund 10 Millionen verkauften Einheiten wurde Altair's Abenteuer zu einem Riesenerfolg - da störten auch einige kleinere spielerische Mängel nicht. Nun ist der langersehnte zweiter Teil der Assassinen-Saga erschienen. Ob das Spiel diesmal vollends überzeugen kann, erfahrt ihr in folgendem Review.
Rückblickend war "Assassin's Creed" einer der meisterwartesten Titel von 2007 und damit waren auch gewisse Erwartungen verbunden. Diese wurden zwar im Großen und Ganzen Erfüllt, aber dennoch reichte es nicht zum ganz großen Hit. Schuld daran war das sich wiederholende Missionsdesign vor allem in der Schlussphase des Spiels. Hinzu kamen die riesigen und teils sinnlosen Landschaften zwischen den Städten und das damit verworfenen Potential. Doch aus Fehlern lernt man schließlich.
Wer sich an dieser Stelle nicht mehr so ganz an die Geschichte von "Assassin's Creed" erinnern kann, hier einen kleine Auffrischung: Die Story spielt in näherer Zukunft. Abstergo Industries, eine moderne Templer-Organisation, nimmt den Barkeeper Desmond Miles gefangen und läßt ihn mit Hilfe des sog. Animus das Leben eines Vorfahren durchleben, um den restlichen Teil eines Edelsplitters zu finden, der zur Massenhypnose verwendet werden kann. Am Ende des Spiels sollte Desmond beseitigt werden, aber eine Mitarbeiterin namens Lucy Stillman kann dies verhindern. Sie entpuppt sich schließlich als Verbündete der Assassine. Das abrupte Ende von "Assassin's Creed" schrie förmlich nach einem Nachfolger.
Die Story von "Assassin's Creed 2" setzt genau dort fort, wo der erste Teil endete. Um nicht zu viel zu verraten, hier nur ein kurzer Anriss: Desmond wird in eine neue Einrichtung gebracht, die von den Assassinen geleitet wird. Dort darf er sich dann erneut in die Vergangenheit seiner Vorfahren stürzen. Erneut kommt hier der Animus zum Einsatz. Im ersten Teil gelang es den Entwicklern nicht wirklich eine Brücke zwischen Desmond und Altair zu schlagen, weswegen Desmond's Geschichte nicht so Interessant erschien. Im zweiten Teil ist das aber vollkommen anders. Zu Begin schlägt man sich mit Desmond durch die feindliche Einrichtung, um mit Lucy Stillman zu entkommen. Auch verhält sich Desmond hier ähnlich wie Ezio, der neue Held. Dadurch wird die Verwandtschaft viel deutlicher und glaubhafter dargestellt.
Hier ein Tipp von meiner Seite: Nehmt euch die Zeit und seht euch vor dem Spielen von "Assassin's Creed 2" den Kurzfilm "Assassin's Creed: Linage" auf Youtube an. Dadurch erhält man nämlich wesentliche Hintergrundinformation zur Story. Wie vorhin erwähnt, schlüpft ihr diesmal in die Rolle von Ezio Auditore da Firenze, ein jugendlicher Draufgänger und Frauenheld. Anfangs hat er keine Sorgen und sein Leben scheint perfekt. Doch nach und nach erkennt er, dass sein Vater ein großes Problem hat und sich die Schlinge immer enger und enger zieht. Die Story ist perfekt erzählt und zieht einen sofort in ihren Bann. Die Entwicklung vom jugendlichen Draufgänger zum kaltblütigen Meuchelmörder ist wirklich gut gelungen, wenn auch anfangs nicht immer nachvollziehbar. Erzählerisch haben sich die Entwickler hier aber selbst übertroffen.
Nun lassen wir die Story ruhen und schauen uns das Gameplay etwas genauer an. Grundsätzlich kann man das Gameplay von "Assassin's Creed 2" mit einem Wort beschreiben: Geschmeidig! Ezio klettert nicht nur sorgsamer, schneller und schöner, sondern kämpft auch ein wenig runder. Der Kern des Kampfsystems wurde nicht angerührt und so bleiben Konter und Ausweichmöglichkeiten unangetastet. Auch die gesamte Choreographie des Kampfes besteht weiterhin, sie wurde nur etwas verfeinert. Außerdem wurden nützliche Funktionen wie den Gegner entwaffnen oder Waffen vom Boden aufheben hinzugefügt. Dadurch gewinnt der Kampf zusätzliche Dynamik und eine taktische Ebene.
Zusätzlich wurden noch neue Gegner-Typen hinzugefügt. So kann man eine bis oben hin gepanzerte Einheit nicht mit normalen Schwerthieben niederstrecken. Stattdessen gibt es hier mehrere Lösungsmöglichkeiten. Zum einen kann man die Wache entwaffnen und sie dann ausschalten, oder aber ihr setzte eure versteckten Klingen ein, um der Wache den Gar aus zu machen. Gerade bei einem Kampf mit mehreren Gegnern fordert das ein wenig Geschick.
Die Charakterentwicklung spielt auch bei Ezio eine große Rolle. Eurer Kampffähigkeiten werden nach und nach trainiert und so erlernt ihr im Laufe des Spiels neue Fähigkeiten, um neue Aufgaben zu bewältigen. So könnt ihr am Ende des Spiels zum Beispiel höher Springen. Außerdem erhaltet ihr von niemand geringeren als Leonardo Da Vinci neue technische Spielereien, die euch bei euren Missionen maßgeblich helfen. Vergleichen könnte man Leonardo mit Q aus den James Bond Filmen. Um ein Mitglied aus unserem Forum treffenderweise zu zitieren: "Eine coole Sau!"
Vergleicht man Ezio und Altair, hat Ezio klar die Nase vorn. Die Gameplay-Elemente wurden um ein großes erweitert und Ezios Equipment ist technisch gesehen einfach fortschrittlicher. Auch die Fähigkeit zu schwimmen, gibt Ezio mehr taktische Möglichkeiten. Auch wurden etliche Möglichkeiten hinzugefügt, für den Feind unsichtbar zu werden. So könnt ihr eure Gegner z.B. mit einer Rauchbombe blenden, um unterzutauchen. Oder ihr bezahlt Kurtisanen, um Wachen abzulenken. Natürlich könnt ihr auch wieder in einer Gruppe von Menschen untertauchen. Zudem gibt es auch noch Heu– und Laubhaufen, die als Verstecke genutzt werden können. Außerdem kann Ezio nun auch Leichen tragen, um sie vor anderen Wachen zu verstecken. Ein ganz nettes Feature, welches spielerisch aber leider nicht oft verwendet werden muss.
Spielerisch hat sich einiges vereinfacht. Nicht nur durch die fast schon übermächtige Doppelklinge, sondern auch durch die zahllosen Kurtisanen und Helfer, die nur darauf warten, von euch gegen den Feind eingesetzt zu werden. Dadurch wird dem Spiel leider ein wenig der Anspruch genommen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich im ersten Teil sehr oft in Kämpfen den Kürzeren gezogen habe. Im zweiten Teil könnt ihr euch jederzeit durch Knopfdruck heilen, vorausgesetzt ihr besitzt entsprechende Elixire. Einerseits tut es gut, immer als Sieger bei Kämpfen hervorzugehen, andererseits fehlt dem Spiel so der nötige Schwierigkeitsfaktor und es könnte für manche dadurch schnell etwas langweilig werden.
Das Missionsdesign hat auch eine gehörige Veränderung erfahren. So muss man nicht mehr lästige kleine Aufgaben erledigen, bevor man sich dem eigentlichen Attentat widmen kann. Jede Mission in "Assassin's Creed 2" ist anders. Es gibt zwar auch kleinere Aufgaben, um sich auf ein Attentat vorzubereiten, jedoch unterscheiden sich diese grundlegend. Dadurch ist das Spiel ansich sehr kurzweilig und macht einfach Spaß und auch der Wiederspielwert wird dadurch natürlich um einiges angehoben. Zudem wurden neue Spielelemente wie ein kleiner Managermodus hinzugefügt. So müsst ihr eine Villa wieder vollkommen renovieren und aufbauen. Um dies zu schaffen braucht ihr Geld, dass ihr euch durch Rennen, Auftragsmorde und andere Dinge verdienen könnt. Im späteren Verlauf des Spiels wird der Geldfaktor allerdings immer belangloser, da ihr über massenhaft viel Geld verfügt.
Neu sind im Spiel jetzt auch Innen-Missionen. Diese ähneln ein wenig denen aus "Prince of Persia". So müsst ihr Schalter umlegen und so schnell wie möglich an bestimmten Punkten sein und andere kleinere Rätsel lösen. Dabei kann die teils vorgegeben Kameraposition ein kleiner Frustfaktor sein, da sich diese doch ein wenig merkwürdig verhält. Im Endeffekt machen diese Nebenmissionen aber eine Menge Spaß, da sie eine gelungene Abwechslung zum normalen Gameplay bieten.
Natürlich hat sich mit dem Hauptcharakter auch die Zeitepoche in "Assassin's Creed 2" verändert. So wurde diesmal die Renaissance gewählt. In Städten wie Florenz und Venedig ist Ezio unterwegs. Zwischen den Städten bereist ihr die Toskana oder das Sumpfgebiet-Dorf Forli. Jeder Schauplatz ist für sich einfach der Wahnsinn. Kleine Details an jeder Ecke zeigen, mit wie viel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Vor allem Venedig ist einfach perfekt gelungen. Die vielen prunkvollen Bauten, die berühmten Plätze und die vielen Kirchen sind einfach ein wahrer Genuss für das Auge. Ab und zu fallen zwar Pop-ups und Texturfehler auf, die sich aber auf Grund der malerischen Schönheit der Schaulätze durchaus verschmerzen lassen.
Maßgeblich ist natürlich auch der Sound, wobei die deutsche Synchro wirklich gut gelungen ist. Emotionen werden glaubhaft vermittelt und jeder Charakter glänzt mit einer passenden Stimme - sogar mit italienischem Akzent. Auch die Schauplätze werden erst durch die Umgebungsgeräusche so richtig lebendig. Passanten reden, Vögel zwitschern, der Wind bläst. Wer hier den Fernseher nicht voll aufdreht, ist selber schuld. Auch der Soundtrack ist nahezu perfekt. Liebliche und friedliche Klänge wechseln sich dynamisch ab mit spannender Verfolgungsmusik. Die Musik wechselt natürlich auch mit den Schauplätzen. So spielt in Venedig eine ganz andere Musik, wie in der Toskana. Diese Detailverliebtheit ist ein großer Pluspunkt und macht "Assassin's Creed 2" zu einem echten Top-Hit.
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KOMMENTARE
Jens
30.11.2009, 10:17 UhrLustig, dass einer der genialsten Köpfe Italiens auch noch seinen Auftritt als Assassine hat. Niccolo Machiavelli XD
Wolfgang
27.11.2009, 21:12 UhrDachte das gehört erwähnt 
Jens
27.11.2009, 15:34 UhrUm ein Mitglied aus unserem Forum treffenderweise zu zitieren: "Eine coole Sau!"
Tja, wer hat das wohl gesagt ?! xD
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