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Too Human - Too Good or Too Bad?

Jens Kopper

von Jens Kopper

07.09.2008, 15:06 Uhr 1

Too Human Bild aus der "Too Human"-Galerie

Wisst ihr eigentlich noch, was alles im Jahre 1998 passiert ist? Frankreich wurde Fußball-Weltmeister, Gerhard Schröder beendete die Ära von Helmut Kohl und ich feierte fröhlich meinen 10. Geburtstag. Was viele aber nicht wissen: Just in diesem Jahr begannen im fernen Kanada, um genau zu sein in St. Catharines, die Arbeiten an einem Spiel für die erste Playstation. Warum erzähle ich euch das? Nun ganz einfach: Erschienen ist dieses Spiel niemals für die PS. Und auch die zweite Ankündigung, als Exklusivtitel für Nintendos Last-Gen Konsole Gamecube, wurde niemals umgesetzt. Das Spiel verschwand wieder in den dunklen Kellern der Entwickler. Doch dann, wir schreiben das Jahr 2005, wird auf der E3 eine Partnerschaft zwischen Microsoft und den Jungs aus St. Catharines, Silicon Knights, beschlossen. Ja, ihr lest richtig. Zwischenzeitlich sind geschlagene 7 Jahren ins Land gezogen. Mittlerweile ist man bei der dritten Plattform angekommen und vom Erscheinungstermin war noch überhaupt keine Rede. Es sollen noch mal 3 Jahre vergehen, bis es am 29. August 2008 endlich soweit ist: "Too Human" steht in den Händlerregalen. Der Auftakt zu einer Trilogie, die exklusiv auf Xbox 360 erscheint. Ob der epische Titel, dass hält, was 10 Jahre Entwicklung versprechen, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test.

Was haben kybernetische Götter, fleischfressende Maschinen und verrückte Hexen miteinander zu tun? Sie alle sind Hauptbestandteile von "Too Human". Da ich nicht zu viel verraten will, nur so viel: Ihr spielt Baldur, den Sohn Odins. Ihr seid ein nordischer Gott, ein Aesir. Ihr seid der Wächter der Menschheit, die von einer Armada kannibalistischer Maschinen bedroht wird. Um der Übermacht an Gegner gewachsen zu sein, verändert ihr euren Körper mit kybernetischen Implantaten, wodurch ihr immer mehr zur Maschine werdet. Die Maschinen hingegen versuchen, immer menschlicher zu werden. Da die Story ziemlich interessant ist, möchte ich nicht mehr dazu sagen. Das innovative Setting und die abgedrehte, spannende Geschichte werden euch aber definitiv nicht enttäuschen.

Zu Beginn des Spiels wählt ihr euch einen Charakter aus. Dabei stehen euch fünf verschiedene Typen zur Auswahl: Berserker, Verteidiger, Kämpfer, Sprengkommando und Bio-Ingenieur. Jede Klasse spielt sich natürlich anders. Der Berserker ist der typische Nahkämpfer, während der Bio-Ingenieur eher aus dem Hintergrund agiert. Habt ich euch für einen Charakter entschieden, werdet ihr im Verlauf des Spiels erneut vor eine Wahl gestellt. Ihr müsst dann nämlich eure Gesinnung bestimmen. Seid ihr eher menschlich oder kybernetisch? Diese Wahl hat zwei Folgen. Je nach Klasse bestimmt ihr die Spielart eures Charakters. Bei meinem Berserker bedeutet menschlich z.B., dass man schneller angreift, während kybernetisch bewirkt, dass der Charakter mehr Schaden anrichten kann. Des Weiteren findet ihr später Items, die nur von einer der beiden Gesinnungen benutzt werden können. Alles in Allem habt ihr also nur durch diese zwei Entscheidungen die Auswahl aus zwölf verschiedenen Charakteren. Da "Too Human" zumindest teilweise ein Rollenspiel ist, dürft ihr natürlich euren Charakter so skillen, wie es euch passt. Für jeden Levelaufstieg erhaltet ihr Punkte, die ihr in einem Fähigkeitenbaum anlegen dürft. Richtige Charakterentwicklung, also verteilen von Punkten auf Attribute wie Stärke oder Gesundheit, gibt es leider nicht. Dafür gibt es Runen, die ihr während des Spielens aufsammelt. Diese können an Waffen und Rüstungen angebracht werden und verändern z.B. eure Attribute wie Gesundheit, Schaden, Angriffsgeschwindigkeit usw. Das Ganze erinnert sehr an das aus "Diablo 2" bekannte Sockeln von Gegenständen.

In vielen Punkten ist eine gewisse Ähnlichkeit mit "Diablo 2" nicht von der Hand zu weisen. Vor allem die riesige Anzahl verschiedener Items und die daraus folgende Sammelwut erinnern frappierend an Blizzards Klassiker. Bei "Too Human" werdet ihr regelrecht erschlagen von der schieren Menge an verschiedenen Rüstungen, Waffen, Zaubern und Entwürfen. Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, gibt es natürlich auch seltene bis extrem seltene Items, für die man stundenlang Monster farmen muss. Gerade im Online-Modus bezieht "Too Human" viel von seinem Spaß aus der Jagd nach seltenen und auffälligen Items. Das erinnert sehr stark an die Glanzzeiten von "Diablo 2", wo man unendlich viel Zeit vergeudete, um z.B Tal Rashas Set zu bekommen. Durch diese Item-Jagd wird die Spielzeit erhöht. Diese ist leider, wenn man nur den Storymode spielt, mit 12 bis 15 Stunden ziemlich kurz geraten. Wenn man bedenkt, dass "Too Human" aus drei Teilen besteht und das Spiel 10 Jahre Entwicklungszeit hatte, wundert man sich doch etwas, warum der erste Teil nur so kurz geraten ist. Der Verdacht, dass die drei Teile auch in einen gepasst hätten, ist angebracht. Und um mein Lieblingswort wieder zu benutzen: Es riecht etwas nach Abzocke. Will man seinen Charakter auf das Levelmaximum 50 bringen und mit einigen stattlichen Items ausrüsten, ist man zwar unzählige Stunden beschäftigt. Trotzdem: Gerade für Offline-Gamer wird definitiv zu wenig geboten.

Nehmen wir uns jetzt der größten Auffälligkeit von "Too Human" an: Dem Kampfsystem. Dieses ist zusammen mit der innovativen Handlung und den Massen von Items die größte Stärke des Spiels. Dabei muss man zwischen Nah- und Fernkampf unterscheiden. Während ihr eure Fernwaffen noch ziemlich konventionell mit den Schultertasten bedient und mit dem rechten Stick zielt, ist die Nahkampfsteuerung doch außergewöhnlicher. Im Nahkampf verwendet ihr nur den rechten Stick. Allerhöchstens noch den linken Stick im Zusammenspiel mit dem rechten, um besondere Angriffe zu starten. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie das funktionieren soll. Ganz einfach. Ihr braucht den rechten Stick nur in die Richtung des Feindes zu bewegen und euer Charakter greift diesen Gegner an. Habt ihr diesen besiegt, braucht ihr den Stick nur in die Richtung eines anderen Gegners zu bewegen und euer Charakter gleitet direkt weiter und attackiert diesen. Durch dieses blitzschnelle Hin- und Hergleiten ist es möglich, sobald ihr das Kampfsystem verinnerlicht habt, euch mit mehren Gegner gleichzeitig anzulegen. Anfänglich werdet ihr noch einige Problem mit der neuen Steuerung haben. Im Verlauf des Spiels offenbaren sich euch aber die zahlreichen, neuen Möglichkeiten des Kampfsystems. Leider ist das Spiel dann schon zu Ende, wenn sich diese innovative Steuerung komplett entfaltet hat. Hoffentlich wird das System für Teil 2 konsequent weiterentwickelt.

Ebenfalls kein kompletter Ausfall ist die deutsche Synchronisation. Diese ist im Vergleich zu einigen anderen Gurken, gar nicht mal so schlecht. Allerdings wirkt sie an einigen Stellen etwas aufgesetzt. Dafür wurde der raue Ton der Nordmänner beibehalten. Es geht also auch mal deftiger zur Sache. Grandios ist der Soundtrack. Hier sieht man, dass sich die Entwickler wirklich Gedanken gemacht haben, um eine musikalisch perfekte Mischung aus modernen Klängen und nordischen Einflüssen zu finden. Leider wurde dann am eigentlichen musikalischen Umfang gespart. Oftmals kämpft ihr euch lange Zeit komplett ohne Hintergrundmusik durch die Gegnerhorden. Nur zu Bosskämpfen und während Cutscences gibt es Musik im Hintergrund. Wo wir gerade schon bei den Zwischensequenzen sind: Diese sind leider eine ziemliche Enttäuschung. Die Videos sind abgehackt und wirken geradezu unvollständig. Hier verschenkt man viel Potential und wird der interessanten Story nicht gerecht. Natürlich darf "Too Human" als Auftakt einer Trilogie nicht zu viel verraten. Trotzdem wäre hier etwas mehr besser gewesen, um eine noch dichtere Atmosphäre zu schaffen. Das z.B. der kybernetische Rabe, der euch im Verlauf der Geschichte einige Male begegnet, niemand anderes als ODIN (the Organically Distributed Intelligence Network) ist, wisst ihr nur, weil es im Handbuch steht.

Nun könnte man denken, dass "Too Human" seinem Anspruch, seinem Hype und auch den Erwartungen, die man an ein Spiel setzt, dass 10 Jahre in Entwicklung war, gerecht wird. Tut es aber leider auf gar keinen Fall. Denn eigentlich ist Silicon Knights mit "Too Human" eine mittelschwere Katastrophe unterlaufen. Fangen wir langsam an und beschäftigen uns mit der Grafik. Diese ist stellenweise ganz nett. Euer Charakter sieht gut aus, die Rüstungen protzen mit einigen schönen Spiegelungen. Auch eure Gegner sind wirklich hübsch, die 4 verschiedenen Level unterscheiden sich alle in ihrer Aufmachung. An vielen Stellen ist "Too Human" aber schlicht und ergreifend potthässlich. Furchtbare und monotone Umgebungstexturen, lächerliche Effekte und einige Clipping- sowie Grafikfehler. Achtet z.B. mal auf die Walküre: Diese verschwindet fast immer mit ihren Füßen im Boden. Á propos Walküre. Wie ihr vielleicht wisst, bringen die mythischen Gestalten die gefallen Krieger nach Walhalla, dem nordischen Paradies. Stirbt Baldur also, startet eine Sequenz, in der eine Walküre auftaucht und euch in ihre Arme nimmt. Sie bringt euch allerdings nicht nach Walhalla, sondern belebt euch und setzt euch wieder in die Spielwelt. Dabei hat sich an der Spielsituation nichts geändert. Gegner, die ihr getötet habt, bleiben tot. Bei Bosskämpfen könnt ihr nicht verlieren, da ihr immer wieder unter die Lebenden zurückkehren könnt. Der Boss hat aber dann keine aufgefüllte Gesundheitsleiste. Diese bleibt genauso, wie sie vor eurem Tod war. Das ist eigentlich nicht schlecht, da ihr ziemlich oft sterben werdet. Wäre da nicht diese knapp 15 Sekunden dauernde Walküren-Sequenz. Bei jedem Tod startet diese Sequenz und idiotischerweise könnt ihr sie nicht überspringen. Spätestens nach dem fünften virtuellen Ableben möchtet ihr den Controller in euren Fernseher feuern.

Ebenfalls eine Katastrophe ist die Kamera. Viel zu oft ist diese nämlich euer größter Feind auf dem Schlachtfeld. Obwohl ihr einige Einstellungen an der Ansicht vornehmen könnt, wird sie fast immer genau so stehen, dass ihr euren Gegner nicht seht. Mit Sicherheit wird sie für den einen oder anderen Tod verantwortlich sein. Die größte Schwäche von "Too Human" bleibt aber der Umfang. Glaubt es mir: Spielt ihr offline, ist das Spiel wirklich nach ca. 12 Stunden zu Ende. Ihr könnt natürlich mit einem anderen Charakter nochmals zocken. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Klassen zu wenig, weshalb das auch nur bedingt Spaß macht. Könnt ihr "Too Human" online spielen, verlängert sich der Spielspaß um maximal 5 Stunden. Neue Level gibt es online nämlich nicht. Ihr dürft genau die gleichen Orte besuchen, wie im Storymodus. Einzig das Farmen nach neuen Gegenständen, bringt euch dazu, "Too Human" noch etwas länger in eurer Xbox 360 zu lassen. Andere Multiplayermodi neben dem Coop-Modus gibt es nicht. Und vollkommen unverständlicherweise gibt es keinen Offline-Coop-Modus.

1Fazit

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KOMMENTARE


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Jens

Jens

25.09.2008, 14:16 Uhr

Tjo die Überschrift sagt eigentlich schon alles. Wenn ihr Einwände an meinen Tests habt, sollt ihr nicht die Klappe halten, sondern eure Verbesserungsvorschläge posten.

So hat mir heute der gute Grave gesagt, dass sich das Spielerlebnis von Too Human bem High-Level-Content deutlich verändert. Da ich für einen Test nicht ewig Zeit habe, kann ich natürlich gerade den High-Level-Content nur ankratzen...

Laut Grave soll das Spiel beim 2 bzw 3x durchspielen deutlich besser werden. Wenn dem so ist, dürft ihr meine Bewertung von 6,5 auf 7,0 anheben.

Ansonsten bleibt aber alles beim Alten, da die Technischen Macken und der geringe Umfang (zu wenige verschieden Level, zu wenige verschiedene Gegner) sich auch später nicht ändern

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