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Green Zone - Nur die eigenen Regeln zählen

Paul Hackspacher

von Paul Hackspacher

14.09.2010, 11:47 Uhr 1

Es scheint so, als hätte Matt Damon immer noch nicht genug von Actionfilmen. Nachdem er sich als Jason Bourne durch die halbe Welt hat hetzen lassen, fügt sich nun auch der Irak in die Liste der Orte ein, an denen Damon in seinen Filmen bedroht wird. Paul Greengrasses freie Adaption des 2006er Buches "Imperial Life in the Emerald City: Inside Iraq's Green Zone" von Rajiv Chandrasekaran (in Deutschland nicht erschienen) zeigt Damon als einen US-Soldaten, der bei der Suche nach den berüchtigten irakischen Massenvernichtungswaffen auf eine Verschwörung stößt.

Als Chief Warrant Officer Roy Miller (Damon) aus dem leeren Warenhaus heraustritt, keimt in ihm der erste Verdacht auf: Die letzten drei Verstecke für Massenvernichtungswaffen haben sich allesamt als Nieten entpuppt - ist eventuell etwas an den Geheimdienstberichten falsch? Nachdem er diese Vermutung laut bei einem Briefing äußert, wird er daraufhin von CIA-Agent Martin Brown (Brendan Gleeson) angesprochen, der ebenfalls in diese Richtung hin ermittelt. Die beiden werden gezwungen zusammenzuarbeiten, als Special Forces einen von Miller gestellten Informanten entführen, der den Aufenthaltsort des irakischen Generals Mohammed Al-Rawi (Yigal Naor) kennt. Hinter dem Abholbefehl steht Clark Poundstone (Greg Kinnear), Spezialagent des Pentagons, beauftragt mit der politischen Neuorganisierung des Irak und dubioserweise die einzige Person, die "Magellan" - den irakischen Informanten und die Quelle der Geheimdienstinformationen - jemals persönlich gesehen hat. Wie hängen Al-Rawi, Poundstone und Magellan zusammen und wo sind die Massenvernichtungswaffen - falls es sie überhaupt gibt?

Um gleich zu Beginn mit eventuellen Vorurteilen aufzuräumen: "Green Zone" ist weder eine Kopie von "Black Hawk Down", eine Variation von "Jarhead" oder gar eine Kreuzung aus Damons "Der Soldat James Ryan" und der "Bourne"-Trilogie, wobei der letzte Vergleich noch am ehesten zutreffen würde. Streng genommen ist "Green Zone" nicht einmal ein Kriesfilm. Der Irak-Krieg bildet hier nämlich nur den Schauplatz, die Bühne für einen erstklassigen Thriller, der vor politischen Intrigen und gegeneinander operierenden Agenten nur so sprüht. Ein großes Augenmerk wurde auf die möglichst originalgetreue und glaubwürdige Darstellung der Schauplätze gelegt, was eigentlich das Hauptziel der literarischen Vorlage war, die ihrerseits gar keine fiktive Erzählung beinhaltet. Manche der Orte die besucht werden überraschen den Zuschauer gar nicht - beispielsweise umkämpfte Straßen, Armeezelte und Gefangenenlager - andere hingegen erzeugen eine Reaktion des Erstaunens, zum Beispiel Nobelhotels mitsamt Swimmingpool und den unvermeidlichen leicht bekleideten Damen innerhalb der Green Zone mitten im Kriegsgebiet.

Der Film glänzt außerdem auch mit seiner passenden Wahl der Darsteller. Matt Damon spielt CWO Miller sehr überzeugend, sowohl was die Persönlichkeit als auch das Verhalten als Soldat angeht. Kein Wunder, immerhin basiert die Figur des Miller auf einem real existierenden Chief Warrant Officer Richard "Monty" Gonzales, der Damon bei den Filmaufnahmen mit Rat und Tat zur Seite stand und ihn bei der Vorbereitung auf die Rolle unterstützt hat. Besonders zu erwähnen sei hier zudem Brendan Gleeson, der als CIA-Agent wirklich zu überzeugen weiß. Sein Charakter Martin Brown ist ein Mensch mit Idealen, aber auch wenn er auf der richtigen Seite steht, fehlt ihm nichts an der nötigen Härte und Entschlossenheit, die für seinen Beruf wichtig ist. Brown ist für Miller zwar ein Vertrauter, aber keinesfalls ein Freund, was man sofort an manchen bissigen Diskussionen zwischen den beiden merkt. Doch kein Film ist vollkommen ohne den Antagonisten, der hier vom namentlich eher unbekannten Greg Kinnear gespielt wird. Kinnear hat mit Negativrollen eigentlich eher weniger Erfahrung, allerdings scheint das kein Hindernis zu sein, denn die Portraitierung von Clark Poundstone gelingt ihm so gut, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als die Figur zu verabscheuen. Nicht zuletzt muss man dies aber auch der tollen Charakterzeichung aus dem Drehbuch zusprechen, die Poundstone immer wieder aufs Neue als Kotzbrocken entblößt.

Die zuvor bereits erwähnte Detailtreue des Szenarios verdankt der Film aber nicht nur der ausführlichen Beschreibung der Zustände, wie sie in Chandrasekarans Buch dargestellt worden sind, oder den Erzählungen, die CWO Gonzales als militärischer Berater geliefert hat, sondern natürlich auch der filmischen Umsetzung der Informationen, die aus beiden Quellen bereitgestellt wurden. Hierbei ist natürlich die Rede von Kulissen und Requisiten. Zuallererst sei erwähnt, dass vor allen Dingen das US-Militär sehr detailliert dargestellt worden ist - von den Waffen und Fahrzeugen die verwendet wurden, über kleinste Details an den Uniformen bis hin zu einstudierten Bewegungsabläufen und Handzeichen in Kampfsituationen. Bei einem solchen Film auf Detailverliebtheit zu verzichten, wäre allerdings auch ein Frevel. Was allerdings nicht so selbstverständlich ist, sind die Plätze, an denen die Handlung spielt: Irakische Straßen, Besprechungsräume des Geheimdienstes und Armeezelte - Alle Orte wirken so, als wären sie am Originalschauplatz aufgenommen worden und nicht in Spanien, Marokko und Großbritannien, was den Zuschauer leider gar nicht auffällt, wenn er nicht bewusst darauf achtet. Allerdings ist es mit Kulissen of so wie mit Gewürzen in einem guten Essen: Man schmeckt sie nicht, wenn die Menge richtig ist, man merkt es nur, wenn sie fehlen oder das Gericht versalzen ist. Was allerdings auffällt, ist die eigenwillige Kameraführung: Den gesamten Film über wird die Kamera von Hand gehalten, in keiner Szene wurde ein Stativ verwendet, zweifellos um durch die wackelnden Bilder das im Irak vorherrschende Chaos optisch zu untermalen. Was sich in der Theorie gut anhört und auch zur Immersion des Zuschauers beiträgt, wird bei 115 Minuten Laufzeit auf Dauer allerdings anstrengend, speziell in ohnehin schon unübersichtlichen Kampf- und Actionszenen. Wer "Blair Witch Project" oder "Cloverfield" gesehen hat, weiß wovon die Rede ist.

Für einen Film, der in einem Kriegsgebiet spielt, muss man anmerken, dass die Soundkulisse erstaunlich moderat ist. Die meisten Kriegsfilme versuchen sich an die tatsächlichen Lautstärkeverhältnisse einer Schlacht zu orientieren und übertönen gerne mal das Geschehen mit lauten Explosionen und Schussgeräuschen. Aber wie schon festgestellt: "Green Zone" ist kein Kriegsfilm im eigentlichen Sinne, die Lautstärke der Kriegshandlungen ist nicht übertrieben, man versteht das gesprochene Wort so gut wie immer. Auch die Musik wird nicht exzessiv eingesetzt und wirkt mehr als Untermalung denn als eigentlicher Spannungsträger. Der von John Powell komponierte Soundtrack erinnert dabei auch leicht an typische Hans-Zimmer-Melodien, von dem er sich zweifellos den einen oder anderen Kunstgriff abgeschaut hat. Die deutsche Version hält sich zudem gut im Vergleich zum Originalton, die Wortwahl wirkt nicht gestellt und enthält immer noch den deutlichen militärischen Stil, der beispielsweise durch bestimmte bei der Army übliche Wortlaute charakterisiert ist. Die Sprecher sind auch großteils passend gewählt. Kinnear wird wie gewohnt von Bernd Vollbrecht gesprochen und Brendan Gleeson bekam eine neue Synchronstimme spendiert - nämlich Axel Lutter im Gegensatz zu Roland Hemmo, der ihn bislang in Filmen wie "Harry Potter" oder "Brügge sehen... und sterben?" vertont hat. Beide Stimmen wirken passend und dem Charakter entsprechend, allerdings kann man das von Matt Damons deutscher Version nicht behaupten. Dieser wird von Simon Jäger gesprochen, der nach dem tragischen Tod von Matthias Hinze zur Standardstimme für Damon geworden ist, dabei zwar ausgezeichnete Arbeit leistet, allerdings nicht ganz in diese Rolle passt und ihr etwas von der vom Film angestrebten Ernsthaftigkeit raubt - besonders wenn man einige der anderen Schauspieler und Figuren kennt, die Jäger für gewöhnlich spricht.

1Fazit

Zu den Kommentaren (1)

KOMMENTARE


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Jens

Jens

14.09.2010, 13:00 Uhr

Kann den Film ebenfalls empfehlen.
Allerdings gibt es definitiv noch andere "ehrliche" Filme, über den Irak-Krieg.

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