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Red Riding Hood - Des Rotkäppchens neue Kleider

Paul Hackspacher

von Paul Hackspacher

28.10.2011, 15:12 Uhr

Wenn es um Filme geht, ist kaum etwas so kontrovers wie Remakes. Sie können perfekt funktionieren wie "Sherlock Holmes" oder grandios in die Hose gehen wie bei "Die fast vergessene Welt". Ein frischer Blickwinkel hat die Fähigkeit, jeder Geschichte neues Leben einzuhauchen oder die Vorlage bis zum Unkenntlichen zu verstümmeln. "Twilight"-Regisseurin Catherine Hardwicke hat sich an einer etwas anderen Adaption des Märchenklassikers Rotkäppchen versucht. In welche der beiden Kategorien - Meisterwerk oder Fiasko - wird sich "Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond" wohl einreihen?

Seit vielen Jahren bereits wird das mittelalterliche Städtchen Daggerhorn von einem Werwolf heimgesucht. Regelmäßige Tieropfer scheinen das Biest dazu zu bringen, von Angriffen auf Menschen abzusehen. Bis eines Tages jedoch die Schwester von Valerie (Amanda Seyfried) gerissen wird. Eine Gruppe von mutigen Männern des Dorfes - darunter auch ihr Geliebter Peter (Shiloh Fernandez) sowie ihr arrangierter Verlobter Henry (Max Irons) - machen sich auf in die Wildnis und kehren mit einem erlegten Wolf zurück. Doch der Werwölfe jagende Priester Solomon (Gary Oldman) ist anders als die Bevölkerung nicht davon überzeugt, dass es sich dabei um das gesuchte Monster handelt. Seiner Meinung nach ist einer der Bewohner der Täter und verwandelt sich während der Vollmondnächte in besagtes Tier. Rotkäppchen Valerie muss schnell die Identität des Lykanthropen herausfinden, als sie erkennt, dass sie als einzige mit ihm sprechen kann und daher zum Hauptziel wird. Nicht nur für den Werwolf, sondern auch für Pater Solomon, der eine Frau mit einer solchen Gabe nur allzu gern als Hexe abstempelt.

Die Handlung lässt sich im Groben und Ganzen mit einer Frage recht gut zusammenfassen: "Wie viel Twilight kann man in Rotkäppchen pressen, ohne dass es auffällt?" Wie viel das auch immer sein mag, "Red Riding Hood" hat die Menge stark überschritten. Wo die Ausgangssituation noch genug Potenzial für eine interessante Story gehabt hätte, versagt die Ausführung total. Jedes Mal, wenn die Handlung gerade beginnt an Fahrt aufzunehmen, wird der Fluss unterbrochen, um eine willkürliche, an Teenage-Mädchen angelehnte und immer vollkommen deplazierte Blickfang-Szene einzuschieben, darunter einige doch recht explizite Sexszenen und ein erotischer Ausdruckstanz. Die Präsentation leidet mehr als eindeutig an der aufgesetzten Dreiecksbeziehung zwischen uninteressanten Charakteren, ohne die man sicherlich einen passablen Gruselkrimi aus dem Boden hätte stampfen können. Parallelen zur Vorlage Rotkäppchen sind erst in der letzten Viertelstunde des 100-minütigen Films zu erkennen, wobei Valeries für die Handlung vollkommen irrelevante rote Reiterkutte die einzige Ausnahme ist.

Nicht nur die Ereignisse sind klischeebehaftet, die Hauptfiguren sind es erst recht. Das von Amanda Seyfried gespielte Rotkäppchen Valerie, nach außen hin braves Mädchen, innerlich eine sinnliche Draufgängerin. Shiloh Fernandez als ihr ehemaliger Kindheitsfreund und inzwischen Liebhaber Peter, der wilde aber unberechenbare Casanova. Und zuletzt Max Irons in der Rolle von Henry, dem wohlhabenden Sohn des Schmieds, den Valerie heiraten soll. Er liebt sie unerwidert, könnte ihr aber eine bessere Zukunft bieten. Nicht nur dass diese Archetypen einer Love Story aus hunderten von Filmen bekannt sind, die armselige Leistung der Schauspieler tut ihr Übriges, um die eigentlichen Hauptcharaktere für den Zuschauer vollends uninteressant zu machen. Die einzige auch nur ansatzweise ansprechende Figur des Films findet sich in Pater Solomon, gegen dessen Fanatismus die Hexenverbrennung wie eine Cocktailparty wirkt. Seit sich vor Jahren seine eigene Frau als Werwolf entpuppt hat und er sie notgedrungen töten musste, befindet er sich auf einer Vendetta gegen alle Werwölfe der Welt. Natürlich ist Solomon als von Blutdurst getriebener Geistlicher, der auf seiner Jagd über Leichen geht, ein eindimensionaler Charakter, aber genau darum funktioniert er so gut: Die Inquisition selbst war schließlich auch nicht vielschichtig und komplex gestrickt. Gary Oldman liefert hier auch eine wirklich eindrucksvolle Performance ab, was leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist und die Story nicht retten kann. Aber ganz ehrlich gesagt, man kann es den Schauspielern auch nicht vorwerfen. Es wirkt eher so, als hätten sich alle anderen bei der Lektüre des Drehbuchs gedacht, dass hier Hopfen und Malz ohnehin verloren ist, und man damit wenigstens etwas Geld verdienen kann. Denn wenn sie nicht einsteigen, macht es jemand anders.

Eine ähnliche Kluft gibt es übrigens auch im visuellen Bereich. Die Kostüme und Sets, in denen gedreht wurde, wirken doch arg plump und oftmals wird im Film die Helligkeit derart heruntergeschraubt, dass man meinen könnte, das Visual Department wolle damit eher die Unzulänglichkeiten in der Optik kaschieren denn zur Atmosphäre beitragen. Die vereinzelten Panoramen sehen klasse aus, wenn sie unverändert belassen wurden, aber für gewöhnlich hat man sie am Computer "gepimpt" um etwa einen farbenfrohen Märchenwald während der Exposition der Charaktere, einen blutroten Mond im Verlauf der Haupthandlung oder einen hoffnungsvollen Wintermorgen kurz vor Ende des Filmes einzubringen. Nicht dass die CGI schlecht wäre, aber sie ist absichtlich überspitzt und künstlich dargestellt, wie sie beispielsweise in "300" verwendet wurde, was in "Red Riding Hood" einen klaren Stilbruch darstellt. Generell bietet der Film selten Weitsicht, da man sich eher auf kompakte Sets beschränkt hat, wie Häuser oder Höhlen. Und wenn sich die Handlung mal an andere Orte wie den Wald verlagert, wird das Geschehen immer durch einen dichten Nebel eingegrenzt, der dieselben Symptome wie die Schattengebung aufweist und eher die Produktionskosten zu senken scheint als das Ambiente zu bereichern. Manchmal hat man sich die Mühe aber auch einfach gar nicht gemacht und lässt die Kamera gleich von oben filmen.

Der Ton hat ebenso große Macken wie der Rest der Präsentation. Wo es bei der Musik wenigstens noch ein paar gute Melodien gibt, sind die Meisten der Lieder - vor allem in den zuvor erwähnten Blickfang-Szenen - disharmonische Gesangseinlagen, die nur die Aufmerksamkeit des Zuschauers erhaschen wollen und damit von der ohnehin schon dünnen Handlung ablenken, wofür man schon fast dankbar sein könnte. Die Synchronisation zeigt sich genausowenig von der besten Seite: Insbesondere die Nebencharaktere sind alle extrem klischeehaft gesprochen, alte Männer klingen beispielsweise wie Märchenonkel, unabhängig von ihrer Rolle im Film. Dem geistig zurückgebliebenen Teenager wurde eine helle, kindliche Stimme gegeben, um ihn infantil wirken zu lassen, und so weiter. Das bezieht sich zwar - mit ein paar Ausnahmen - nicht auf die Protagonisten, aber auch bei diesen vermisst man teilweise die Überzeugung in der Stimme. Zudem wirken viele der Texte selbst stark künstlich, die Wortwahl ist mancherorts arg gestellt und erschwert das Eintauchen in den Film noch zusätzlich.

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28.10.2011, 15:12 Uhr

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