CMA lehnt Activision-Blizzard-Übernahme ab
von Marc Friedrichs
26.04.2023, 13:33 UhrUPDATE
Überraschung in Großbritannien: Die CMA, die Competition and Markets Authority, hat Microsofts Pläne, Activision-Blizzard zu übernehmen, abgewiesen. Als Grund wird das Cloud Gaming herangezogen.
Eigentlich sah es in den letzten Wochen ganz gut aus. Nachdem es anfangs noch ein paar Unstimmigkeiten gab, rechneten alle Experten eigentlich damit, dass die britischen Wettbewerbshüter heute der Übernahme zustimmen würden. Zumindest war Microsoft in Sachen Konsolenspiele sehr weit auf die Kritiker zugegangen und hatte den Mitbewerbern große Zugeständnisse gemacht. Und die Zusage, z. B. "Call of Duty" weiterhin für andere Plattformen anzubieten, schien auch der CMA zu genügen.
Einziger Punkt, der noch leise Zweifel aufkommen ließ, war der Bereich des Cloud Gamings. Und genau dort befürchtet die Wettbewerbsbehörde, dass sich Microsoft in Zukunft durch den Deal zu große Vorteile sichern könnte. Der Cloud-Gaming-Markt wachse sehr schnell und die Übernahme würde in den kommenden Jahren zu weniger Innovation und weniger Auswahl für britische Spieler führen, so die CMA. Microsoft hätte bereits jetzt einen weltweiten Marktanteil von 60 bis 70 Prozent, da das Unternehmen mit Windows, Azure und Xbox Cloud Gaming ein umfangreiches Angebot besitze. Die Übernahme von Activision-Blizzard und damit der Erwerb von Marken wie "Call of Duty", "Overwatch" und "World of Warcraft" würde Microsofts bestehenden Vorteil auf dem Markt weiter stärken, wenn man die Spiele exklusiv anbieten würde (was man ja u. a. aufgrund der Vereinbarung mit Nvidia nicht täte). Man hätte Hinweise, die darauf hindeuten, dass Activision ohne den Zusammenschluss in absehbarer Zeit selber damit beginnen würde, Spiele über möglicherweise eigene Cloud-Plattformen anzubieten.
Was das Urteil der CMA jetzt konkret bedeutet, ist unklar, zumal die Entscheidung der EU zu diesem Thema erst im Mai fallen soll. Auch hier gab es in den letzten Wochen eher positive Signale einer Zustimmung. Microsoft könnte den Deal nun komplett fallenlassen, sich komplett aus dem britischen Gaming-Markt zurückziehen (was nicht passieren wird) oder z. B. das UK-Geschäft in Zukunft in ein Drittunternehmen ausgliedern.
We remain fully committed to our acquisition with @ATVI_AB and will appeal today's determination by the CMA. Here's our statement. pic.twitter.com/ylvDP5RUqQ
— Brad Smith (@BradSmi) April 26, 2023
Laut Microsofts Präsident Brad Smith will man aber erst einmal Einspruch gegen die Entscheidung der CMA einlegen. Man sei enttäuscht, dass die CMA einen pragmatischen Weg ablehne, die Wettbewerbsbedenken auszuräumen und somit technische Innovationen und Investitionen in Großbritannien zu ermöglichen. Microsoft habe bereits Verträge unterzeichnet, Spiele von Activision-Blizzard auf 150 Millionen zusätzlichen Geräten verfügbar zu machen und man sei weiterhin bestrebt, die Vereinbarungen durch regulatorische Maßnahmen zu stärken. Die Entscheidung der CMA spiegele "ein fehlerhaftes Verständnis dieses Marktes und der Funktionsweise der entsprechenden Cloud-Technologien wieder", so Smith.
Hier das komplett Statement in der Übersetzung:
Wir bleiben dieser Übernahme voll verpflichtet und werden Berufung einlegen. Die Entscheidung der CMA lehnt einen pragmatischen Weg ab, Wettbewerbsbedenken auszuräumen, und hält von technologischen Innovationen und Investitionen im Vereinigten Königreich ab. Wir haben bereits Verträge unterzeichnet, um die beliebten Spiele von Activision Blizzard auf 150 Millionen weiteren Geräten verfügbar zu machen, und wir sind weiterhin bestrebt, diese Vereinbarungen durch regulatorische Maßnahmen zu verstärken. Wir sind besonders enttäuscht, dass diese Entscheidung nach langen Überlegungen ein fehlerhaftes Verständnis dieses Marktes und der Funktionsweise der entsprechenden Cloud-Technologie widerzuspiegeln scheint.
Update: Auch Bobby Kotick, CEO von Activision-Blizzard, hat sich mittlerweile zum CMA-Urteil geäußert und gibt sich dabei betont kampflustig:
Heute hat die Competition and Markets Authority (CMA), eine Regulierungsbehörde im Vereinigten Königreich, beschlossen, unsere Fusion mit Microsoft nicht zu genehmigen. Das ist nicht die Nachricht, die wir wollten – aber es ist noch lange nicht das letzte Wort zu diesem Deal.
Zusammen mit Microsoft können und werden wir diese Entscheidung anfechten, und wir haben bereits damit begonnen, beim UK Competition Appeals Tribunal Berufung einzulegen. Wir sind zuversichtlich, denn die Fakten sind auf unserer Seite: Dieser Deal ist gut für den Wettbewerb.
Update 2: Hier haben wir mögliche Folgen der CMA-Entscheidung und Szenarien für die Zukunft einmal für euch zusammengefasst.
Link: CMA
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26.04.2023, 13:33 UhrEs wurden noch keine Kommentare abgegeben. Mach doch einfach den Anfang und sei die Nummer 1!