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FTC vs. Microsoft - Das Treffen der Giganten

Marc Friedrichs

von Marc Friedrichs

29.06.2023, 01:25 Uhr

Am Abend und in der Nacht fand der insgesamt vierte Tag der Anhörung in der Verhandlung FTC gegen Microsoft statt. Wie schon am Dienstag gab es auch dieses Mal keine all zu großen Erkenntnisse - und das, obwohl Bobby Kotick und Satya Nadella im Zeugenstand saßen.

Bobby Kotick, der CEO von Activision Blizzard, machte den Anfang. Er sprach erst einmal über sich und berichtete, wie er das Unternehmen vor über 30 Jahren gewissermaßen vor der Pleite gerettet und zu dem gemacht hat, was es heute ist. Aber auch für Sony hat er direkt lobende Worte übrig, das ein "außergewöhnliches Unternehmen für Unterhaltungselektronik" sei. Danach ging es um "Call of Duty": Das Spiel könne man nicht exklusiv für eine einzige Plattform anbieten, dann würde man Millionen monatlich aktiver Spieler verprellen. "Gamer sind leidenschaftlich und es gäbe eine Revolte", so Kotick. Er begrüßt es, dass Microsoft die Reihe nach der Übernahme für andere Plattformen wie der Nintendo Switch öffnen wolle. "Ich habe ein schlechtes Urteil gefällt", sagt der CEO, als er berichtet, wie er die Chancen der Konsole falsch eingeschätzt habe. Auf Jim Ryans Aussage angesprochen, wonach dieser befürchte, dass Microsoft "Call of Duty" für die PlayStation bewusst schlechter machen könnte als auf der Xbox, sagt Kotick, dass Entwickler sehr stolz auf ihre Arbeit seien. Niemand würde ein Spiel für eine Konsole absichtlich schlechter machen.

Sollte die Übernahme durch Microsoft nicht zustande kommen, sei er nicht daran interessiert, Spiele in den Xbox Game Pass oder für andere Abodienste zu bringen. "Die Idee von Multi-Game-Abos gefällt mir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich in Los Angeles lebe und mitbekomme, wie große Medienunternehmen ihre Inhalte auf Streaming-Dienste verlagern und dabei die Geschäftsergebnisse leiden". Man habe zwar u. a. mit GeForce Now während dessen Beta-Phase experimentiert, allerdings habe Activision Blizzard derzeit nicht vor, Spiele für Streaming-Dienste zur Verfügung zu stellen. Damit unterstützt er Microsofts Aussage, dass die Übernahme von Activision Blizzard gut für Spieler sei, denn man würde die Games schließlich auf weiteren Plattformen und Diensten anbieten. Ansonsten legen die FTC-Anwälte noch einmal den Stellenwert von "Call of Duty" dar, welches 13 Jahre in Folge das meistverkaufte Konsolenspiel war. 2022 habe Activision mit "Modern Warfare 2" innerhalb von zehn Tagen 1 Mrd. US-Dollar verdient.

Nack Kotick kehrte Dr. Elizabeth Bailey zurück in den Zeugenstand. Ihre Befragung wurde am Vortag abgebrochen und wird nun fortgesetzt. Dabei geht es mal wieder um die Frage, ob die Nintendo Switch in Konkurrenz zu Xbox und PlayStation steht, wie Microsoft behauptet, oder eben nicht, was der Ansicht der FTC entspricht. Laut Dr. Bailey habe sie den 10-wöchigen Zeitraum analysiert, in der die Switch seinerzeit an den Start gegangen ist. Dabei habe sie festgestellt, dass die Anzahl der Spieler und der Spielzeiten auf Xbox und PlayStation zurückgingen. Somit wäre klar erkennbar, dass Nintendos Konsole einen direkten Einfluss auf die Aufmerksamkeit der Spieler habe und in den globalen Konsolenmarkt mit einbezogen werden müsse. Deshalb sei die Xbox seit fünf Jahren auf Platz 3 zu finden.

Dr. Bailey zufolge würden Daten darauf hinweisen, dass es darauf ankommt, womit Gamer ihre Zeit verbringen und nicht mit welcher Hardware. Insofern würden Konsolen auch mit dem PC konkurrieren, weil Spieler auf beiden Plattformen weitgehend die gleichen Games spielen. Sämtliche Top-15-Titel für Xbox und PlayStation stünden auch auf dem PC zur Verfügung.

Zum Xbox Game Pass sagt sie, dass nur wenige Abonnenten das enthaltene Xbox Cloud Gaming nutzen würden. "Nur ein kleiner Bruchteil greift auf Cloud-Funktionen zurück, der Anteil an der Spielzeit durch Cloud-Gaming ist sogar noch geringer." Die überwiegende Mehrheit nutze die Cloud dabei über die Xbox-Konsole z. B. um Spiele kurz auszuprobieren, bevor sie heruntergeladen werden. Zum Vergleich: Die CMA ist in ihrer Analyse davon ausgegangen, dass jeder Xbox-Game-Pass-Abonnent auch ein Xbox-Cloud-Nutzer ist.

Als drittes wurde dann Jeff Fisher, Senior Vice President von Nvidias PC-Geschäft, befragt. Seine markanteste Aussage: "Ich glaube, dass PC-Gaming immer besser sein wird als Konsolen". Laut Fisher würde man mit GeForce Now den Spielemarkt nicht kannibalisieren. Nvidia Cloud Gaming sei ein "überlegendes" Erlebnis und es wäre ähnlich oder vielleicht sogar besser als das der Xbox. Ferner sagt Fisher, dass Cloud-Gaming eine profitable Zukunft habe, womit er gewissermaßen Microsofts Aussage, das Xbox Cloud Gaming sei nur ein nebensächliches Feature, etwas torpediert. Trotzdem betont er am Ende, dass Microsofts geplante Übernahme von Activision Blizzard gut für die Branche sei.

Danach kam dann mit Satya Nadella der CEO von Microsoft in den Zeugenstand - und damit wohl die mächtigste Person, die in diesem Prozess aussagt. Da er in erster Linie nicht mit Spielen zu tun hat, erhofft sich die FTC von ihm eher verwertbare Aussagen zur Geschäftsstrategie des Unternehmens. Es geht dabei zuerst um Marktanteile und die FTC-Anwälte fragen, ob es richtig sei, dass Microsoft seine Kennzahl für das Gaming-Geschäft übertroffen habe. Ja, so Nadella, man hätte diese jedoch niedrig angesetzt.

Dann geht es weiter mit dem Thema Cloud-Gaming und die FTC möchte vom Microsoft-Chef wissen, wie man die Technik auf Fernsehern nutzen kann - einige Samsung-TVs können ja bekanntlich auf die Xbox-App zugreifen. "Ich betrachte es nicht als strikten Ersatz für die Konsole. Das bisherige Marktfeedback war, dass die Leute ihre Konsolen lieben, ihre PCs lieben, ihre Smartphones lieben und Cloud-Gaming als Ergänzung nutzen." Laut Nadella sei es sicherlich möglich, dass Cloud-Gaming irgendwann ein bahnbrechender Erfolg werde, allerdings sei dies noch nicht absehbar. Streaming sei für ihn nur ein Teil der Cloud genauso wie Xbox Live. Microsoft wäre in erster Linie ein Softwareunternehmen und deshalb wolle er immer in der Lage sein, auf allen Plattformen zu arbeiten. Das gelte für Xbox genauso wie für Office.

Von Exklusivspielen hält Satya Nadella indes nichts: "Wenn es nach mir ginge, würde ich gerne die gesamten Exklusivtitel auf Konsolen loswerden, aber das ist nicht meine Aufgabe - vor allem nicht als Anbieter mit geringem Anteil auf dem Konsolenmarkt. Der dort dominierende Akteur [Sony] hat den Wettbewerb mit Exklusivtiteln definiert, das ist also die Welt, in der wir leben. Aber mir gefällt diese Welt nicht."

Als letztes kommt mit Dr. Dennis Carlton ein weiterer Wirtschaftsexperte in den Zeugenstand. Seiner Meinung nach sei die Aufnahme von "Call of Duty" in den Xbox Game Pass die Hauptmotivation für die Übernahme. Sony könne mögliche negative Auswirkungen jedoch vermeiden, indem man den von Microsoft angebotenen Vertrag unterschreibe. Seiner Ansicht nach sei Sony mehr motiviert, die Fusion zu blockieren als am Ende einen guten Deal zu machen. Grundsätzlich kann man aber feststellen, dass Dr. Carlton dem Prozess nicht groß weiterhelfen konnte. Wie er selbst eingestand, kenne er sich mit Videospielen und den zugrunde liegenden Technologien nicht aus.

Am Donnerstagabend geht es mit dem fünften und letzten Tag der Anhörung weiter. Als Zeugen sind Xbox-CFO Tim Stuart, Microsoft-CFO Amy Hood und Steve Singer, Senior Vice President Entwicklerbeziehungen bei Nintendo, vorgesehen.

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