Keine Macht dem Glückspiel im Kindesalter - Sollte EA Sports FIFA 22 ab 18 freigeben?

von Xbox Aktuell Team

11.02.2022, 13:45 Uhr

Der Spieleentwickler EA Sports hat im September 2021 die neueste Version seines Fußballsimulators veröffentlicht. Das neue FIFA 22 wird garantiert an der Spitze der Gaming-Charts stehen und in den Kinderzimmern vieler junger Fans landen. Mit dem französischen Weltmeister-Stürmer Kylian Mbappe als Coverstar sieht das Spiel wie ein familienfreundliches Mainstream-Gaming-Produkt aus und fühlt sich auch so an. Doch obwohl das Spiel bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs ist, hat der Anbieter mit einem Problem zu kämpfen. Denn einige Funktionen im Spiel erinnern mehr an ein Sammelkarten, als an ein familienfreundliches Videospiel.

Das Spiel ist mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro ein großer Umsatzbringer für EA Sports. Mit einem Einzelhandelspreis von 55 Euro für Konsolen wie der Xbox ist FIFA 22 nicht gerade billig. Hinzu kommt, dass bestimmte Modi im Spiel stark an Spielbanken erinnern. Der beliebteste Online-Modus ist FIFA Ultimate Team (FUT), in dem Spieler ein Team zusammenstellen, mit dem sie dann Online-Turnieren teilnehmen. Erfolg in FUT funktioniert in vielerlei Hinsicht ähnlich wie Fußballsport im wirklichen Leben. Der Spieler kauft oder verkauft Fußballer, um sein Team im Wettbewerb gegen andere zu verbessern. Aber im Gegensatz zum echten Leben kann man sich auch verbessern, indem man „Packs“ kauft, die seltene Fußballer oder andere Features enthalten.

Diese Packs werden durch das Sammeln von „Münzen“ im Spielfortschritt verdient. Ein schnellerer Weg zum Erfolg ist jedoch, echtes Geld im FUT-Store auszugeben. Diejenigen, die im am meisten ausgeben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, öfter zu gewinnen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich das Spiel einen „Pay-to-Win-Ruf“ erworben hat. Natürlich müssen Spieler in FIFA 21 kein echtes Geld ausgeben. Doch wenn Kinder gegeneinander antreten und schnelle Ergebnisse sehen wollen, wird die Versuchung immer groß sein, sich den Weg zum Erfolg zu erkaufen. Es wird geschätzt, dass der Aufbau eines Teams der beliebtesten Spielplatzhelden 500 Euro kosten würde.

Erst nach dem Kauf sieht der Spieler, was er bekommt

Dieses Feature des Spiels für Kinder und auch Eltern zu einem großen Problem werden. Denn obwohl auf wenn Geld ausgegeben wird, hat man Garantie für Glück. Packungen werden in Stufen bewertet, basierend auf der Wahrscheinlichkeit, dass mit der Spieler einen seltenen Gegenstand finden. Diese Packs kosten zwischen wenigen Cents und einigen Euros. Man kauft beispielsweise für 1.050 Punkte im FUT-Store ein „Seltene-Spieler-Paket“ das 7,99 Euro kostet. Erst wenn die Transaktion abgeschlossen ist, sieht der Käufer, was sich im Paket befindet. Es kann der seltene Fußballer sein, den er wollte. Aber es können auch solche sein, die man bereits hat oder gar nicht wollte.

Tatsächlich haben Untersuchungen des Ministeriums für Digitales, Kultur, Medien und Sport ergeben, dass die Chance, die seltensten Fußballer in einem Pack zu sichern, weniger als ein Prozent beträgt. Diese riskante und spekulative Art, Geld auszugeben, um voranzukommen, findet sich in vielen Online-Spielen. Es handelt sich im Grunde um Glücksspiel. Man findet auf der Website von EA Sports sogar Wahrscheinlichkeiten für die Packungen. Hinzu kommt, dass man diese gekauften Packs nicht in ein neueres FIFA Spiel übertragen kann. Kommt ein neues FIFA-Spiel raus, müssen Spieler folglich wieder bei null anfangen.

Trotz Kritik an diesem Geschäftsmodell behauptet EA Sports, dass ihre Packs moralisch in Ordnung sind und ausschließlich zur Unterhaltung dienen. Außerdem gibt es Kontrollfunktionen im Spiel, die dafür sorgen sollen, dass zu junge Kinder nicht in Probleme hineinschlittern. Trotzdem wird von einigen eine Altersgrenze von 18 Jahren für das Spiel gefordert.

Dennoch wird das Argument, dass EA Sports unethisch handelt, nicht von allen geteilt. Es gibt Möglichkeiten, auf alle Funktionen des Spiels zuzugreifen, auch wenn es ein Maß an strategischer Raffinesse erfordert, welches bei den meisten jüngeren Kindern noch nicht ausgeprägt ist. Hinzu kommt, dass man bei FIFA kein Geld ausgeben muss, um erfolgreich zu sein.

Man braucht halt nur etwas Geduld. Diese haben viele Spieler und Spielerinnen jedoch nicht. Und EA macht daraus gutes Geschäft. Sollte man dem Entwickler einen Vorwurf machen? Sicherlich trägt das Unternehmen an dieser Entwicklung eine Mitschuld. Aber dies macht FIFA 22 nicht zu einem Glücksspiel. In erster Linie ist das Spiel für jedermann geeignet und bietet hervorragende Unterhaltung und einen spannenden Zeitvertreib. Wer seine Kinder vor den möglichen Gefahren schützen will, sollte klar mit ihnen kommunizieren und die Regeln vor dem Spielen festlegen. Unterm Strich sind wir nicht der Meinung, dass das Spiel Glücksspiel fördert. Aber am Ende muss sich jeder Nutzer eine eigene Meinung bilden.

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