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Infinite Undiscovery - Liebe auf den zweiten Blick

Jens Kopper

von Jens Kopper

27.09.2008, 19:15 Uhr

Infinite Undiscovery Bild aus der "Infinite Undiscovery"-Galerie

Mal Hand aufs Herz: Wie viele gute Rollenspiele für die Xbox 360 fallen euch innerhalb von 5 Sekunden ein? Mir fallen da direkt 3 Titel ein. Das grandiose "Mass Effect", "Lost Odyssey" und "Blue Dragon". Wenn ich etwas länger überlegen könnte, würde ich noch "Eternal Sonata" und T"he Elder Scrolls IV: Oblivion" nennen. Im Großen und Ganzen war es das dann aber schon. Zugegeben, die Xbox 360 ist eine "nicht-asiatische" Konsole. Die Unterstützung mit Rollenspielen von Seiten asiatischer Hersteller hält sich deshalb leider sehr in Grenzen. Nicht grundlos ist die Xbox 360 in Japan ein ziemliches Verlustgeschäft für Microsoft. Allerdings hat man diese Entwicklung in Redmond früh genug bemerkt und sich Gegenmaßnahmen überlegt. Gerade in Japan sind die auf der Xbox 360 so spärlich vorhandenen Rollenspiele nämlich absolute Verkaufsschlager. Darum hat Microsoft viel Geld investiert, um Titel wie "Blue Dragon" und "Lost Odyssey" auf ihre Konsole zu bekommen. Und glücklicherweise sind diese beiden Titel wirklich gute "Japano-RPG" geworden. Diese Strategie setzt Microsoft konsequent mit dem jetzt erschienen "Infinite Undiscovery" fort. Der von Square Enix vertriebene und von tri-Ace entwickelte Titel sorgte auch prompt dafür, dass die Xbox 360 seit langer, langer Zeit mal wieder die Verkaufscharts in Japan anführt. Ob der Titel diesen Erfolg rechtfertigt, lest ihr in unserem Test.

Was erwartet man von einem Rollenspiel aus dem Mutterland Japan? Gigantische Story, wunderschöne Zwischensequenzen, eine riesige Anzahl von Haupt- und Nebenquests, einen orchestralen Soundtrack usw. Kann "Infinite Undiscovery" damit aufwarten? Schauen wir uns zu allererst die Story an.

Eine böse Macht hat den Mond in Ketten gelegt, um sich so die Kraft des Himmelkörpers zu sichern. In "Infinite Undiscovery" erhält nämlich jeder, der "unter dem Mond geboren" ist, eine Lunaglyphe. Diese Glyphe gibt seinem Besitzer besondere Kräfte. Leider gibt es natürlich auch Menschen, die bei Neumond geboren sind. Diese besitzen darum keine solche Glyphe. Sie werden gesellschaftlich geächtet und ausgestoßen. Und genau so jemand seid auch ihr als Spieler. Ihr seid Capell, ein einfacher Musiker, der dem wahren Held Sigmund zum Verwechseln ähnlich sieht. Das ist anfänglich auch der einzige Grund, warum ihr überhaupt in die Geschehnisse hineingezogen werdet. Um genau zu sein, werdet ihr deshalb von der schönen Aya aus dem Gefängnis befreit. Mehr oder weniger gegen euren Willen. Als sich herausstellt, dass ihr gar nicht der echte Sigmund seid, wird euch die Chance gegeben, euch dem wahren Helden anzuschließen und ihm dabei zu helfen, die Ketten, die den Mond fesseln, zu zerstören. Natürlich überlegt ihr nicht lange und stellt bald fest, dass ihr genauso wie der echte Sigmund in der Lage seid, die Ketten, die den Mond fesseln, mit einem Schlag zu zerstören. Mehr möchte ich nicht verraten.

Die Geschichte selbst ist anfangs leider ziemlich voraussehbar. Einzig die zwischenmenschlichen Entwicklungen werden euch das ein oder andere Mal überraschen. Ebenfalls ziemlich enttäuschend ist die Spieldauer. Diese ist mit knapp 20 Stunden für ein Rollenspiel sehr kurz, um nicht zu sagen zu kurz. Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres bietet der Titel nämlich fast keine Geschehnisse abseits der Hauptstory. Wirkliche Abwechslung sucht ihr daher umsonst. Leider.

Wisst ihr noch, wie es früher war? Als Rollenspiel-Kämpfe rundenbasiert waren? Als ihr euch alle Zeit der Welt nehmen konntet, um eure nächste Aktion zu planen? Diese Zeiten scheinen mittlerweile vorbei. "Action-RPG" heißt das Zauberwort. Kämpfe a la "Devil May Cry" haben immer mehr Einzug gehalten in der Welt der RPG. Und auch "Infinite Undiscovery" macht da keine Ausnahme. Dabei sind die Entwickler so von ihrem Kampfsystem überzeugt, dass sie von revolutionären, aufregenden Echtzeit-Kämpfen sprechen. Aufregen werdet ihr euch mit Sicherheit das ein oder andere Mal über das Kampfsystem. Revolutionär ist es aber auf gar keinen Fall. Bevor wir uns dem System selbst annehmen, muss ich erst noch ein paar Infos zu den anderen Charakteren bzw. der Party-Verwaltung los werden.

Ihr werdet bei "Infinite Undiscovery" nämlich mit Charakteren erschlagen. Unzählige Figuren schließen sich eurer Sache an. Dabei könnt ihr maximal drei Gruppen mit je vier Personen bilden. Welche Charaktere euch auf dem Schlachtfeld begleiten dürfen, könnt ihr selbst entscheiden. Allerdings habt ihr nur auf die Gruppe, die Capell angehört, mehr oder weniger direkten Einfluss. Die beiden anderen Gruppen verhalten sich ziemlich autark. Glücklicherweise ist die KI ganz gut gelungen, weshalb euch alle CPU-Charaktere so gut es geht unterstützen. Dabei könnt ihr euch auf Knopfdruck heilen lassen oder festlegen, wie eure Teammitglieder angreifen sollen. Um einen Zauber eines Party-Mitglieds zu verwenden, müsst ihr euch aber erst umständlich "connecten", um dann per Tastendruck den entsprechenden Zauber zu wirken. Diese Variante ist leider ziemlich schlecht gewählt, da ihr während des Kampfes eigentlich keine Zeit für solche Aktionen habt. Ihr müsst euch auf eure Kampffertigkeiten verlassen. Dazu benötigt ihr eigentlich nur zwei Knöpfe. Den A- und den B-Knopf. Je nachdem, wie lange oder in welcher Reihenfolge ihr die Knöpfe drückt, macht Capell verschiedene Aktionen. Das erinnert, wie oben schon erwähnt, ein wenig an "Devil May Cry", da ihr eine Combo-Leiste füllen könnt, wenn ihr besonders lange Angriffe abfeuert. Leider, leider sind die Kämpfe aber zu oft das absolute Chaos. Das Zusammenspiel von viel zu vielen Effekten, einer wackeligen Kamera und oftmals viel zu vielen Gegner wird euch nach kürzester Zeit ziemlich auf den Keks gehen. Ein wenig Chaos ist bei Echtzeit-Kämpfen ja okay. Aber nicht in einem solchen Ausmaß.

Ebenfalls fragwürdig ist, dass alles um euch herum weiterläuft, während ihr euch in eurem Gepäck nach einem Item umschaut. Zwar ist es möglich, eine Heilung durch ein Teammitglied anzufordern. Hat dieser aber keine Zauberpunkte mehr, kann er euch natürlich nicht heilen. Ihr müsst also in eurem Gepäck einen Trank auswählen. Dies bedeutet aber ziemlich sicher euren virtuellen Tod. Eure Gegner können nämlich ungehindert weiter auf euch einprügeln. Warum gibt es keine Möglichkeit, einen Schnellzugriff auf Items zu bekommen? Damit hätte man den Spielfluss ebenfalls nicht unterbrechen müssen. Der Spieler hätte aber die Chance gehabt, sich in gefährlichen Situationen selbst zu heilen, ohne Gefahr zu laufen noch schneller zu sterben.

Was verbindet man noch mit den meisten Rollenspielen? Genau: Überragende Grafik. Davon ist "Infinite Undiscovery" leider auch ein wenig entfernt. Das soll nicht heißen, dass das Spiel hässlich ist. Nur im Vergleich zu "Lost Odyssey" z.B. zieht "Infinite Undiscovery" eindeutig den Kürzeren. Die Charaktere sind nicht übermäßig aufwändig designt, die Effekte wirken immer etwas roh und die Umgebungstexturen sind stellenweise auf Xbox-Niveau. Hier haben sich die Entwickler definitiv nicht genug Mühe gegeben. Ärgerlich ist ebenfalls, wie steril alles wirkt. Gerade in größeren Städten ist fast nichts los. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen ist die Anzahl der NPCs deutlich zu niedrig. Aber auch sonst haben die Entwickler an der Abwechslung gespart. In den Außenarealen, die sehr weitläufig sind, werdet ihr euch ebenfalls sehr oft einsam fühlen, da außer einigen Gegnern quasi nichts vorzufinden ist. Selbst die Flora und Fauna besteht nur aus dem Nötigsten. Wirklich heimisch bzw. mit der Umgebung vertraut werdet ihr euch nie fühlen. Durch diese Faulheit der Entwickler verschenkt "Infinite Undiscovery" unglaublich viel Atmosphäre und Glaubwürdigkeit. Glücklicherweise sind die Laufwege nicht übermäßig lang.

Leider haben die Leute von tri-Ace noch an einer anderen Stelle den Gürtel enger geschnallt: Beim Sound. Und das ist noch unverständlicher als bei der Grafik. Der Soundtrack ist nämlich schlichtweg genial. Seit "Final Fantasy" haben ich keinen so eingängigen Soundtrack bei einem RPG mehr gehört. Nur vollkommen unverständlicherweise gibt es während des Spiels und selbst während den Zwischensequenzen fast keine Hintergrundmusik! Warum gibt man sich so eine Mühe bei der Tonhinterlegung und benutzt sie dann fast nicht? Das ist mir vollkommen schleierhaft, denn so wird wieder sehr viel Atmosphäre vergeudet.

Wirkt die Welt noch steril und abwechslungsarm, bietet wenigstens der Rest des Spiels einige Möglichkeiten. Neben den Hauptquests, die die Story vorantreiben, gibt es einige wenige Nebenquests, mit denen ihr euch beschäftigen könnt. Ansonsten könnt ihr z.B. kochen, Gegenstände verzaubern oder eure Gruppenmitglieder mit neuen Items ausstatten. Alles in allem bietet der Titel für ein richtiges RPG aber zu wenig Unterhaltung neben der Hauptgeschichte. Bei den Großen des Genres kann man schließlich unzählige Stunden mit Nebenaufgaben verbringen.

Richtig ärgerlich sind aber zwei andere Dinge, von denen eine Sache fast dazu geführt hätte, dass ich "Infinite Undiscovery" als schlechtes Spiel bewertet hätte: Das ist zum Ersten die Lokalisation. Diese ist nämlich nicht vorhanden. Das gesamte Spiel ist in Englisch. Für Leute wie mich, denen dass nichts ausmacht ist das natürlich kein Problem. Ich kenne aber genug Gamer, denen es gerade bei textlastigen RPGs zu viel Aufwand ist, bei jeglicher Sprachausgabe für sich selbst übersetzen zu müssen. Außerdem verringert tri-Ace dadurch die Anzahl der potentiellen Käufer. Es gibt schließlich auch noch Menschen, die kein Englisch können. Ebenfalls schlampig ist aber selbst die englische Sprachausgabe, die in das Spiel integriert worden ist. So gut wie immer ist die Lippensynchronität eigentlich nicht vorhanden. Oftmals wisst ihr nur anhand der Stimme, wer gerade spricht. Außerdem sind die Entwickler selbst hier in akute Faulheit verfallen und haben immer mal wieder eine Videosequenz nicht vertont, sondern mit Untertiteln versehen. Dadurch wird natürlich wieder vieles an Authentizität verschwendet.

Was mich aber richtig aufregt, ist die Tatsache, dass "Infinite Undiscovery" ein richtig gutes Spiel ist. Wenn man die ersten drei bis vier Stunden übersteht. In dieser Zeit dümpelt das Spiel vor sich hin und kränkt an allen Schwächen, die ich euch bisher aufgezählt habe. Doch dann urplötzlich passiert etwas Unerklärliches. Als hätte jemand das Spiel ausgetauscht. Ganz unvermittelt ist "Infinite Undiscovery" ein richtig fesselndes, unterhaltsames RPG. Die Story nimmt nämlich richtig Fahrt auf. Es werden Dinge geschehen, mit denen ihr so nicht rechnen werdet. Es wird um Liebe, Hass und Verrat gehen. Die Kämpfe werden anspruchsvoll, fast schon taktisch, da euch die Gegner endlich richtiges Kämpfen abverlangen und nicht nur sog. Button-Smashing. Mit sinnlosem Rummetzeln gewinnt ihr irgendwann nämlich garantiert nicht mehr. Ihr entdeckt die Möglichkeiten, die euch das Party-System gibt. Ihr werdet verschiedene Gruppenzusammenstellungen ausprobieren, um genau die Zusammenstellung zu finden, die eurem Spielstil entspricht. Irgendwann habt ihr nämlich über 15 Gruppenmitglieder zur Auswahl.

Die Quests werden abwechslungsreicher und unterhaltsamer. Ihr trefft endlich eure wahren Gegner. Wisst wie der Feind aussieht. Die Charaktere entwickeln sich durch persönliche Verstrickungen, endlich werden Profile sichtbar. Euer Alter-Ego Capell reift endlich charakterlich und emotional zu dem, was er ist. Der Hauptcharakter in einem Rollenspiel. Weg von dem kindlichen, tollpatschigen Musiker ohne jegliches Profil, hin zur Hoffnung einer ganzen Welt. Die ganze Atmosphäre wird dichter, da tri-Ace endlich den genialen Soundtrack so oft benutzt, wie er es verdient hat. Selbst eure Umgebung wird endlich interessanter. Sterile, öde Landstriche verschwinden komplett und werden zu weitläufigen, liebevoll präsentieren Wiesen, Feldern und Wälder. Ihr wandert durch prunkvolle Hallen und verwinkelte Schlösser. Plötzlich wirkt alles lebendig und ihr werdet in die Welt hineingezogen. Genauso wie es bei einem guten Rollenspiel sein sollte. Leider ist es dann nach ca. 20 Stunden schon wieder vorbei.

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27.09.2008, 19:15 Uhr

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