The Precinct - Die GTA Police Edition
"The Precinct" wurde oft als GTA-Klon bezeichnet, allerdings befindet man sich hier auf der anderen Seite des Gesetzes. Man übernimmt die Rolles eines Polizisten, der für Recht und Ordnung sorgen soll. Wir haben uns das Spiel für euch näher angesehen.

von Wolfgang Kern
23.05.2025, 16:04 Uhr 2

Der Einstieg in "The Precinct" ist richtig gut gelungen. Ohne große Umschweife landen wir direkt im Revier, werfen einen kurzen Blick auf unseren frischgebackenen Officer – und schon geht es los: Ein Banküberfall ist unser erster Einsatz. Keine langatmigen Tutorials, sondern Training on the Job, wie es sein sollte. Der Einstieg erfolgt relativ schnell und die Lernkurve ist etwas steil. Ein Blick in das Polizeihandbuch hilft, aber etwas mehr Führung durch das Spiel zu Beginn wäre schon nicht schlecht.
In der ersten Mission lernen wir das Deckungssystem kennen und machen uns mit dem Schießsystem vertraut. Alles fühlt sich direkt angenehm an – kein überladener Anfang, sondern ein durchdachter Mix aus Action und Eingewöhnung. Kaum haben wir die ersten Täter gestellt, geht es auch schon weiter: Eine Verfolgungsjagd steht an.
Jetzt wird es rasant – wir steigen ins Polizeifahrzeug und lernen, wie man fährt, schießt und gleichzeitig per Funk Verstärkung ruft. Und das Beste: Es fühlt sich von Anfang an dynamisch und flüssig an. Die Steuerung ist intuitiv, die Missionen sind spannend inszeniert und man hat sofort das Gefühl, mittendrin im Polizeialltag zu sein. Ein gelungener Start, der Lust auf mehr macht.
Die Geschichte von "The Precinct" wird eher zurückhaltend erzählt. Statt aufwendiger Zwischensequenzen setzt das Spiel auf starre Dialog-Screens: Man sieht die Charaktere in comicartigen Standbildern, hört ihre Stimmen und klickt sich durch die Gespräche. Ein cineastisches Storytelling ist das nicht, aber es funktioniert.
Wir schreiben das Jahr 1983. In der Rolle von Nick Cordell Jr., frisch von der Polizeiakademie, treten wir in die Fußstapfen unseres Vaters – ebenfalls Polizist, der allerdings im Dienst ums Leben kam. Schon früh wird klar: Nick will nicht nur Streife fahren, sondern auch herausfinden, was wirklich mit seinem Dad passiert ist.
Die Story ist kein Highlight, aber sie gibt dem Spiel einen soliden Rahmen. Die 80er-Jahre-Atmosphäre, das Setting und der persönliche Antrieb des Protagonisten sorgen dafür, dass man sich gut abgeholt fühlt – auch wenn man sich hier und da vielleicht ein bisschen mehr inszenatorische Tiefe gewünscht hätte.
"The Precinct" setzt auf eine isometrische Top-Down-Perspektive, die gut zur Mischung aus Polizeisimulation und Action passt. Die Kamera lässt sich zwar steuern, bleibt aber relativ hoch – eine komplett flache Ansicht gibt es nicht. Besonders beim Fahren muss man sich daran gewöhnen, dass man nicht besonders weit nach vorne schauen kann. Das ist anfangs ungewohnt, aber nach ein paar Einsätzen geht das gut ins Fleisch über.
Die Bewegung von Nick Cordell Jr. fühlt sich präzise und direkt an. Das Deckungssystem sowie das Zielen und Schießen zu Fuß sind simpel gehalten und funktionieren ohne Probleme. Richtig spannend wird es aber, wenn man hinter dem Steuer sitzt: Fahren, Zielen, Schießen und gleichzeitig Verstärkung anfordern – das will gelernt sein. Hier braucht es etwas Übung, um den richtigen Ablauf zu verinnerlichen.
Ist der Knoten aber erstmal geplatzt, macht genau diese Kombi aus Koordination, Reaktion und Taktik richtig Spaß. Gerade wenn es mal brenzlig wird und man sich entscheiden muss: Blaulicht an, Vollgas oder doch lieber zurückziehen und Unterstützung holen? Genau diese Momente bringen Spannung und Abwechslung ins Gameplay.
Spielerisch versucht "The Precinct" möglichst viel Abwechslung zu bieten – und das gelingt erstaunlich gut. Während die Hauptstory im Hintergrund weiterläuft, steht im Vordergrund der Polizeialltag in der Stadt Avernos. Zu Beginn jedes Arbeitstages entscheidet man sich für eine bestimmte Schicht und wird anschließend einem Gebiet in der Stadt zugeteilt. Je nach Aufgabe erwarten einen dann ganz unterschiedliche Einsätze: Mal stellt man Parktickets aus, kontrolliert Geschwindigkeitsübertretungen oder kümmert sich um kleinere Verkehrsdelikte – was überraschend viel Spaß macht, auch wenn es spielerisch keine große Herausforderung ist.
Im Laufe des Spiels wird man dann aber auch mit ernsteren Fällen konfrontiert: Einbrüche, Überfälle, Gang-Aktivitäten und mehr. Diese Mischung aus Routine und Eskalation sorgt für ein gutes Tempo – man hat immer was zu tun, ohne dass es sich repetitiv anfühlt. Dass dabei die Story parallel mitläuft, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, passt gut zum Aufbau des Spiels: Es fühlt sich an, als würde man ganz natürlich vom Streifenpolizisten in die Rolle des Ermittlers hineinwachsen.
Wer in "The Precinct" gewissenhaft seinen Dienst versieht, wird belohnt. Durch gute Polizeiarbeit – sei es durch korrekt ausgestellte Strafzettel, erfolgreiche Festnahmen oder saubere Einsätze – sammelt man Erfahrungspunkte und Dienstmarken. Mit diesen lassen sich neue Waffen, Fahrzeuge und verbesserte Fähigkeiten freischalten, was dem Spiel einen angenehmen Fortschrittscharakter verleiht.
Doch es bleibt nicht bei Streifendienst und Verkehrskontrollen: Im Laufe der Zeit steigt man im Rang auf und darf schließlich als Detective arbeiten – inklusive eigener Fälle. Jetzt geht es an Tatortuntersuchungen, Spurensuche, Zeugenbefragungen und mehr. Diese Abschnitte bieten nochmal eine ganz andere spielerische Ebene und bringen frischen Wind in den Polizei-Alltag.
Technisch macht "The Precinct" richtig was her – vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um einen Indie-Titel handelt. Natürlich merkt man hier und da, dass das Budget begrenzt war – etwa bei den einfachen Zwischensequenzen, die rein über Standbilder und Text laufen. Aber das ist kein wirklicher Kritikpunkt, denn das Gesamtbild stimmt.
Die Stadt Avernos ist voll von kleinen Details: Ob bei Regen in den Neonlichtern der Nacht oder im hektischen Einsatz bei Tageslicht – die Einsätze wirken lebendig, glaubwürdig und abwechslungsreich inszeniert. Besonders beeindruckend sind auch die Helikopter-Missionen, bei denen man nochmal eine ganz neue Perspektive auf die Stadt bekommt.
Auch die englischen Synchronsprecher (es gibt lediglich deutsche Untertitel) leisten hervorragende Arbeit: Die Dialoge wirken nicht überzogen, sondern passen gut zur 80er-Jahre-Atmosphäre und vermitteln glaubhafte Charaktere, ohne in Klischees abzurutschen. Alles in allem fühlt sich das Spiel rund, durchdacht und fertig an – und das ist mehr, als man selbst von vielen AAA-Games behaupten kann.
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Dieses Rating für registrierte Benutzer lebt von der Qualität der verteilten Sterne. Seid bei eurer Bewertung also fair... [+]: Nur selten hat ein gutes Spiel die Höchstnote verdient und natürlich muss auch ein schwächeres Spiel nicht gleich immer komplett abgestraft werden. Je objektiver ihr eure Sterne vergebt, desto aussagekräftiger ist am Ende die Gesamtwertung. [–]
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KOMMENTARE

Wolfgang
24.05.2025, 12:27 UhrHaha 😁 ja ich hab leider auch viel zu wenig Zeit im Moment. Aber wird definitiv weiter gespielt

Marc
24.05.2025, 03:08 UhrReizt mich durchaus ein wenig. Packe ich mal auf meine (ewig lange) Liste
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