Ready or Not - Ein Taktik-Shooter der Sonderklasse
"SWAT" von Sierra Online war von 1995 bis 2005 eine taktische Polizeispielreihe, die gewissermaßen der spirituelle Vorgänger von "Ready Or Not" ist. Der Titel ist bereits seit 2023 für PC erhältlich und hat eine große Fanbase um sich gescharrt. Wir haben den Taktik-Shooter auf Xbox Series X|S getestet.

von Wolfgang Kern
14.07.2025, 17:00 Uhr

"Ready Or Not" von Void Interactive erfreut sich schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit auf dem PC. Nun wird das Spiel morgen auch auf Xbox Series X|S gebracht und nicht alle sind gleichermaßen begeistert. Durch Anpassungen des Spiels wegen Crossplay wurden nämlich einige Gore-Features entfernt oder entschärft, für die sich das Spiel auf Steam einige Review-Bombs einfangen durfte. So kann man zum Beispiel keine Körperteile von Leichen mehr entfernen. Und auch nackte Körper sind nicht mehr im Spiel enthalten. Laut den Entwicklern handelt es sich dabei aber nur um die notwenigsten Änderungen, um eine Konsolen-Zertifizierung zu bekommen. Alles andere ist gleich geblieben.
Der Commander-Modus ist in "Ready or Not" eine vollwertige Solo-Kampagne. Man übernimmt die Leitung eines SWAT-Teams und führt nach und nach gefährliche Einsätze durch – von Geiselnahmen bis hin zu Drogenrazzien. Dabei wird nicht nur taktiert und gekämpft, sondern auch verwaltet.
Nach jedem Einsatz wirkt sich der Erfolg – oder eben Misserfolg – direkt auf die mentale Gesundheit des Teams aus. Wird ein Teammitglied verwundet oder stirbt jemand, leidet der Rest der Truppe darunter. Auch das Töten von Verdächtigen, anstatt sie zu verhaften, erhöht den Stress. Teammitglieder können in die Therapie geschickt werden – ist ihre psychische Gesundheit zu stark angeschlagen, müssen sie sogar zwangsweise pausieren. Zu oft ignoriert? Dann kündigen sie. Quickplay ist die schnelle Alternative: Kein Management, keine Konsequenzen. Einfach rein, Mission spielen, fertig. Die Einsätze bleiben dabei identisch – aber ohne Stresslevel, ohne Therapie, ohne Traits. Das ist ideal für alle, die weniger micromanagen und einfach nur gute SWAT-Action erleben wollen.
"Ready or Not" spielt im fiktiven Los Sueños, Kalifornien – einer Stadt, die stark an Los Angeles erinnert. In einer alternativen Version der USA, in der wirtschaftliche und gesellschaftliche Spannungen eskalieren, übernimmt man die Rolle von SWAT-Kommandant David "Judge" Beaumont. Es gibt keine klassische lineare Story, aber viele der Missionen hängen lose zusammen und ergeben nach und nach ein größeres Ganzes.
Im Mittelpunkt stehen harte Polizeieinsätze gegen Drogenkartelle, Kinderschänder-Ringe, Terroristen und radikale Gruppen. Mal geht es um Meth-Labore, mal um Massenschießereien, einen übergriffigen Streamer, islamistische Anschläge oder Menschenhandel. Die Themen sind brutal realistisch, die Einsätze intensiv – das Spiel nimmt sich keine Tabus. Wer auf atmosphärisch dichte, knallharte Polizei-Thriller steht, bekommt hier ein intensives Erlebnis – spannend, verstörend, aber auch fesselnd. Trotz der düsteren Themen spielt sich "Ready or Not" sehr gut und bietet genau das, was man sich von einem modernen, taktischen Polizei-Shooter erwartet. Fans von Serien wie "S.W.A.T." oder "True Detective" dürften voll auf ihre Kosten kommen.
Wer bei "Ready or Not" einen klassischen Shooter erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Kommunikation und Präzision sind der Schlüssel zum Erfolg – ob allein mit dem KI-Team im Singleplayer oder online im Multiplayer. Die Steuerung der Kameraden funktioniert gut, bietet viele Optionen und erlaubt es, Räume auf unterschiedliche Arten zu sichern oder Gebäude taktisch zu durchkämmen. Das ist keine Hauruck-Action, sondern fordert Planung, Geduld und Überblick. Das Gunplay ist hervorragend: präzise, direkt und befriedigend, aber auch gnadenlos. Jede Kugel zählt – im wahrsten Sinne des Wortes. Vor dem Einsatz muss man sich genau überlegen, was man mitnimmt. Munition ist knapp, und wer nicht regelmäßig nachlädt oder kontrolliert, wie viele Patronen noch im Magazin sind, steht im falschen Moment mit leerer Waffe da.
Fehler werden selten verziehen: Ein unachtsamer Moment, ein schlecht koordinierter Zugriff... und man wird zum Zuschauer der Bodycam seiner Kollegen. Es gibt keine Respawns, keine Nachlieferung von Munition mitten in der Mission. Das sorgt für ein hohes Maß an Spannung und Anspannung – manchmal über 30 Minuten hinweg, ohne zu wissen, ob man es heil raus schafft. Besonders hervorzuheben ist die sehr gute KI – nicht nur bei den Teamkollegen, sondern auch bei den Gegnern. Diese verhalten sich unberechenbar, reagieren schnell, geben auf oder eröffnen sofort das Feuer. Man muss jeden Raum behandeln, als wäre er tödlich, und auch vermeintlich sichere Ecken genau checken. Ja: selbst unter Betten sollte man nachsehen.
Der Multiplayer-Modus ist ganz klar das Herzstück von "Ready or Not". Gemeinsam mit bis zu vier weiteren Spielern bestreitet man hier im Grunde die gleichen Einsätze wie im Singleplayer, nur eben mit echten Menschen – was alles noch spannender, koordinierter, aber auch chaotischer macht. Die Spannung ist kaum zu übertreffen: Jede Tür, jeder Gang, jede Stimme aus einem Nebenraum sorgt für Nervenkitzel. Wer stirbt, ist raus – kein Respawn, keine zweite Chance. Man schaut zu – und das macht die Einsätze automatisch intensiver.
Besonders, wenn alle ein Headset tragen und man sich koordiniert durch Gebäude bewegt, fühlt sich das Spiel wie ein echter SWAT-Einsatz an. Fehler werden hart bestraft, Teamkills sind keine Seltenheit, und Kommunikation ist absolut entscheidend, um Geiseln zu retten oder bewaffnete Gegner zu entwaffnen. Ob man nun ein Gebäude synchron stürmt, einen Raum mit Flashbangs vorbereitet oder sich langsam mit Schild und Spiegel voranarbeitet – im Multiplayer zeigt "Ready or Not" sein volles Potential. Der Titel ist daher auch kein Spiel für Zwischendurch, da die Einsätze schon ihre Zeit benötigen. Der Einstieg ist zwar relativ fair, aber durch die Schwierigkeit extrem fordernd und nichts für einen stressfreien Abend.
"Ready or Not" überzeugt auf Xbox Series X|S technisch auf ganzer Linie – und das ist angesichts des Indie-Charakters wirklich beeindruckend. Die vielen unterschiedlichen Karten, vom dreckigen Motel bis hin zur düsteren Lagerhalle, sind extrem detailliert gestaltet. Jede Umgebung wirkt lebendig und realistisch – nicht durch geskriptete Events oder Cutscenes, sondern durch Umgebungsdesign, Soundkulisse und Details, die eine eigene Geschichte erzählen. Ob verlassene Methküche, Biker-verseuchter Hinterhof oder Hotel in Geiselhaft – die Karten wirken "belebt", chaotisch, gefährlich. Überall stehen realistische Deko, Möbel und Alltagsgegenstände herum, die einen Blick in die Lebensrealität der Menschen werfen. Die Atmosphäre ist oft brutal, beklemmend und durch die realistische Darstellung von Verletzungen stellenweise fast unangenehm – und das ist hier durchaus als Lob gemeint. Es fühlt sich intensiv an – fast so, als wäre man wirklich dabei.
Die Soundkulisse ist überragend. Schüsse krachen, Türen splittern, Funksprüche rauschen – all das sorgt für eine dichte, immersive Stimmung, bei der man regelmäßig zusammenzuckt. Auch die Mission Briefings sind gut gesprochen und subtil hilfreich – sie verraten oft schon, welche Ausrüstung man besser mitnehmen sollte.
In der Deluxe Edition sind zusätzlich alle bisher erschienenen DLCs vom PC enthalten, darunter neue Missionen, Karten, Waffen und Ausrüstung. Aktuell sind diese Inhalte nicht separat auf der Konsole erhältlich, was die Deluxe Edition fast schon zur Pflicht macht, wenn man das volle Erlebnis will.
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