Hallo Gast » Login oder Registrierung
NETZWERK
TOP-THEMEN: STARFIELDCOD: MODERN WARFARE 3FC 24FORZA MOTORSPORTDIABLO IVXBOX SERIES XXBOX MINI FRIDGE

Portal / News / Vermischtes

FTC vs. Microsoft - Das Allerletzte

Marc Friedrichs

von Marc Friedrichs

30.06.2023, 08:20 Uhr

Am späten Abend und in der Nacht fand der fünfte und damit letzte Anhörungstag im FTC-Prozess statt. Kann Microsoft das Gericht von der Activision-Blizzard-Übernahme überzeugen? Wir fassen die finalen Ereignisse zusammen.

Am letzten Tag kam nur Tim Stuart, Xbox CFO, öffentlich zu Wort. Die eigentlich geplante Aussage von Amy Hood, Microsoft CFO, wurde gestrichen, stattdessen reichte Microsoft eine schriftliche Erklärung ein. Ihre wesentlichen Aussagen: eine "Call of Duty"-Exklusivität spielte für die Finanzierung der Übernahme keine Rolle und wurde mit ihr nie besprochen. Da der Activision-Deal sofort Einnahmen generieren muss, mache es auch keinen Sinn, das Spiel von anderen Plattformen zu nehmen.

Steve Singer, Senior Vice President Entwicklerbeziehungen bei Nintendo, machte nur eine Videoaussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es ist also leider nicht bekannt, wie Nintendo zu der Frage steht, ob die Switch eine Konkurrenz zu Xbox und PlayStation darstellt.

Tim Stuart berichtet ansonsten über diverse Mail-Verkehre mit anderen Microsoft-Managern. Es geht u. a. um die Preisgestaltung der Xbox-Konsolen, um den Xbox Game Pass zu dem Zeitpunkt, als Sony sein neues PlayStation Plus vorgestellt hatte, und um Finanzmodelle für die Übernahmen von Bethesda und Activision Blizzard, in denen von "Nicht-Xbox-Plattform-Einnahmen" die Rede ist. Die FTC zitiert ein Statement von Stuart aus dem Jahr 2020, in dem er in Bezug auf Bethesda-Spiele sagte: "Wir möchten die Inhalte bei uns auf lange Sicht entweder an erster Stelle, besser oder am besten sehen". Das unterstützt natürlich die angeblichen Bedenken von Sony, dass Microsoft "Call of Duty" in Zukunft auf der PlayStation schlechter aussehen lassen könnte. Zudem schrieb Stuart in einer E-Mail an Xbox-Chef Phil Spencer: "Ich wünschte, wir würden bekanntgeben, dass wir [Bethesda-Spiele] exklusiv machen." Allerdings antwortete Spencer darauf direkt, dass das nicht passieren werde.

Auch auf einen möglichen Xbox Mobile Store kommen Tim Stuart und die FTC-Anwälte zu sprechen. Laut Stuart sei man in der Lage den Store für iOS und Android zu monetarisieren. Deshalb sei der Kauf von Activision Blizzard ein wichtiger Schlüssel für den mobilen Markt. Hintergrund: Anfang 2024 will die EU sowohl Google als auch Apple mit dem Gesetz über digitale Märkte (GDM oder Digital Markets Act, DMA) dazu zwingen, ihre Ökosysteme für den Wettbewerb zu öffnen.

Dann gab es ein interessantes Zahlenspiel rund um den Xbox Game Pass und "Call of Duty". Wenn Microsoft den Shooter exklusiv für Xbox bringen würde, bräuchte man jährlich 2 Mio. neue Abonnenten, um den finanziellen Verlust auszugleichen. Das klingt sehr unwahrscheinlich.

Danach ging es wieder munter mit der Nintendo Switch weiter, wobei Stuart nun von Microsoft-Anwälten befragt wurde. Laut Stuart sei die Switch ein direkter Konkurrent und habe den Preis der Xbox Series S direkt beeinflusst. Man musste demnach sicherstellen, dass der Preis im richtigen Verhältnis angesetzt wird, schließlich könne man auf beiden Plattformen "FIFA", "Minecraft" und andere Games spielen.

Apropos "Minecraft": das Spiel sei ein "signifikanter" Umsatztreiber - aber nicht dank der Xbox. Für das Spiel sei die Xbox die kleinste Plattform, die PlayStation doppelt und die Switch viermal so groß. "'Minecraft' ist eines der profitabelsten, wenn nicht sogar das profitabelste Spiel, das wir haben", so Stuart. "Minecraft" von anderen Plattformen abzuziehen, mache genauso wenig Sinn, wie es im Fall von "Call of Duty" keinen Sinn machen würde, so der Tenor.

Nach einer dreistündigen Pause kam es dann zu den Schlussplädoyers von FTC und Microsoft. Die FTC beginnt: "Am vergangenen Donnerstag haben wir dem Gericht versprochen, dass die Beweise in dieser Anhörung bei der Federal Trade Commission erhebliche Fragen zu der geplanten Transaktion aufgeworfen haben. Erhebliche Fragen darüber, ob dieser Zusammenschluss wettbewerbswidrige Auswirkungen haben würde. Alle Beweise zeigen, dass 'Call of Duty' und insbesondere Triple-A-Games Spieler antreiben. Der bei weitem größte Treiber für die Synergien von Microsoft besteht darin, die Benutzer dazu zu bringen, dem Xbox Game Pass beizutreten."

Ferner behauptet die FTC, dass es mit Voranschreiten der Fusion Inhalte, Zeitpunkte und Exclusives geben wird, die der Xbox nutzen und nicht der PlayStation. Richterin Jacqueline Scott Corley weist die FTC darauf hin, dass auch Sony Studios kaufe und viele Sachen exklusiv mache. Und sie stellt die interessante Frage, ob man auch hier vor Gericht sitzen würde, wenn Sony einem Deal mit Microsoft zugestimmt hätte. Darauf der FTC-Anwalt ausweichend: "Ich denke, wir hätten die Übernahme immer noch untersucht". Eine Untersuchung sei gut, so Corley, doch es gehe hier um eine einstweilige Verfügung. Die FTC entgegnet, man würde sich auch um andere Märkte außerhalb der Konsolen Sorgen machen.

Laut der Richterin hätte sich Dr. Elizabeth Bailey, die von Microsoft beauftragte Wirtschaftsexpertin, für ihre Analyse reale Daten aus der Welt angeschaut. Die Grundlagen von Dr. Robin Lee, Finanzexperte der FTC, seien ihr dagegen nicht so ganz klar. Man hätte erfahren, dass 62 Prozenz aller PlayStation-Besitzer gar kein "Call of Duty" spielen würden. Sie würden es also nicht vermissen. Wie käme die FTC also zu dem Schluss, dass das Spiel so wichtig sei? Der FTC-Anwalt hat sichtlich Mühe, darauf zu antworten und verweist auf Aussagen von PlayStation-Chef Jim Ryan. Das stellt die Richterin allerdings nicht zufrieden, weshalb ein anderer Anwalt versucht, die Situation zu retten. Wenn es "Call of Duty" nicht mehr auf der PlayStation gäbe, müssten Spieler entscheiden: Verzicht oder zu einer Xbox greifen. Das würde zu einer Verschiebung des Marktanteils zugunsten der Xbox führen, so die FTC. Corley: "Wenn jeder auf der PlayStation 'Call of Duty' aufgeben würde, hätte Microsoft keinen Anreiz für eine Exklusivität. Wie finden Sie also heraus, wie viele Leute am Ende verzichten und wie viele eine Xbox kaufen?" Darauf meinte der Anwalt, er sei kein Ökonom und die Annahmen basierten auf Wahrscheinlichkeiten... Am Ende versucht auch ein dritter FTC-Anwalt recht erfolglos das mögliche Wechselverhalten der Spieler zu erklären und es wird deutlich, dass Dr. Bailey verständlichere Argumente als Dr. Lee geliefert hat.

Dann stellt Richterin Corley die Frage, warum Spieler von der PlayStation zur Xbox wechseln müssten, schließlich gäbe es PCs. Im Jahr 2023 hätte doch fast jeder einen. Den müsse man also nicht kaufen. Laut FTC wären Gaming-PCs aber etwas Besonderes. Corley: "Vielleicht bin ich voreingenommen, aber in der Pandemie hat doch kaum jemand einen Billig-PC gekauft." Die FTC argumentiert, dass sie keine Beweise gesehen hätte, dass Microsoft den PC mit einer Xbox vergleiche - solche hatte Dr. Bailey am Vortag allerdings durchaus vorgelegt.

Danach geht es mal wieder um die Nintendo Switch und Richterin Corley möchte wissen, warum die Xbox Series S 299 Dollar kostet. Laut FTC wäre dies nur ein strategischer Preis, um einen kostengünstigen Einstieg in die Konsolengeneration zu bieten. Der Microsoft-Anwalt mischt sich ein und sagt, dass Corley es verstanden habe. Der Preis von 299 Dollar zeige, dass man mit der Switch konkurriere. Laut FTC könne man auch auf dem Smartphone spielen, was aber was anderes wäre, als auf einer Konsole zu spielen. Wieder Microsoft: Mit beiden Konsolen könne man mit Verweis auf "Fortnite", "Apex Legends", "Rocket League" und andere Top-Spiele das Gleich tun.

Zurück zu "Call of Duty": Laut der FTC gehe es nicht nur darum, dass Spieler möglicherweise wechseln. "Es geht auch um den Schaden für den PlayStation-Spieler, der morgens nach Abschluss der Übernahme aufwacht und feststellt, dass es einen spielbaren Charakter nur auf der Xbox gibt, Die Person wird nicht wechseln, aber sie macht eine schlechte Erfahrung, da der Wert des Spieles, für das sie bezahlt hat, herabgesetzt wurde". Daraufhin erinnert Richterin Corley an Jim Ryan, der sagte, dass es nicht wettbewerbswidrig sei, "Star-wasauchimmer" (gemeint ist "Starfield") exklusiv zu machen." Und warum? "Weil er das Gleiche tut", so Corley.

Microsofts Anwalt weist auf "Final Fantasy XVI" und "Minecraft" hin, wo Sony Devkits zurückgehalten hat. Und weil die FTC betont, es ginge um den Schaden, der für Verbraucher entstehe, will der Anwalt wissen, was mit den "Minecraft"-Spielern sei, die mit verzögerten Optimierungen leben müssten. Die FTC kontert, dass die Bedenken über "Minecraft" hinausgingen. Darauf der Microsoft-Anwalt: "Und das ist der Grund, warum wir sagen, dass die FTC Sony schützt und nicht die Verbraucher."

Danach geht es um den Xbox Game Pass, wobei die FTC einen Punkt trifft: "Der Xbox Game Pass ist für Microsofts ein strategischer Treiber und der Effekt dieser Übernahme ist ein Turbo für den Game Pass. Inhalte werden für das Abo wie ein Burggraben und es besteht die Sorge, dass Microsoft die Inhalte nutzt, um die eigene Plattform voranzubringen. Dadurch wird der Verbraucher evtl. geschädigt." Dieses Argument ist deutlich stärker, als das Thema Konsolen und Exclusives. Es ist klar, dass man Activision Blizzard nicht für Konsolen kauft, sondern für Xbox Game Pass, Cloud und Mobilgeräte.

Zu den Cloud-Bedenken sagt Microsoft, dass alle Zeugen betont hätten, dass die Cloud sich wirtschaftlich nicht trägt. Richterin Corley: "Vielleicht nicht jetzt... Die Sorge der FTC gilt der Zukunft." Microsofts Anwalt weist auf die Vereinbarungen mit sämtlichen Streaming-Diensten hin. "Sie alle werden die Möglichkeit haben, unsere Spiele zu streamen, was heute noch nicht der Fall ist." Corley an die FTC: "Im Grunde haben Sie doch gewonnen und Microsoft gezwungen, Vereinbarungen einzugehen." FTC: "Wir wissen, dass es Vereinbarungen gibt, mehr nicht." Corley: "Warum sollte Nvidia tun was sie taten, sagen was sie sagten? Sie sind ein Wettbewerber von Microsoft, wieso sollten sie also den Vereinbarungen zustimmen?" FTC: "Das zählt laut Gesetzt nicht, weil es die Übernahme nicht betrifft." MIcrosofts Anwalt findet die Diskussion um die Vereinbarungen absurd: "Es ist unbestritten, dass 'Call of Duty' in Cloud-Diensten enthalten sein wird, wenn die Transaktion durchgeführt wird. Unsere Führungskräfte haben unter Eid ausgesagt! Wollen Sie wirklich behaupten, dass das nicht glaubwürdig sei? Dass die Zeugen vor dem Gericht lügen, ob sie diese Verträge einhalten werden? Es ist absurd!" Richterin Corley an die FTC: "Wie kann es sein, dass es nicht gut für Verbraucher ist, dass Microsoft an Nvidia Inhalte gibt?" FTC: "Es könnte, aber wir haben keine Beweise, wohin diese Vereinbarungen führen." Corley: "Das ist der Grund, warum ich in vielerlei Hinsicht sage, dass Sie gewonnen haben. Weil Sie und andere Behörden Microsoft zu Geschäften gezwungen haben." FTC: "Ich glaube nicht, dass wir gewonnen haben."

Und dann war Tag 5 und damit die komplette Anhörung beendet. Richterin Jacqueline Scott Corley wird nun in den kommenden Tagen das Urteil fällen. Dieses wird vom Gericht zwar nicht veröffentlicht, aber man darf davon ausgehen, dass FTC und Microsoft es relativ schnell publik machen. Wir bleiben am Ball!

Zu den Kommentaren (0)

KOMMENTARE


Um Kommentare zu schreiben, musst du dich anmelden bzw. registrieren.
Xbox Aktuell

Xbox Aktuell

30.06.2023, 08:20 Uhr

Es wurden noch keine Kommentare abgegeben. Mach doch einfach den Anfang und sei die Nummer 1! :) = Smile

Realisiert von Visual Invents -
Design & Kommunikation aus Berlin