EU-Bürgerinitiative - Videospielzerstörung stoppen
von Marc Friedrichs
07.08.2024, 13:16 Uhr 6
Immer mehr Games benötigen eine bestehende Internetverbindung oder sind nur mittels Telemetrie spielbar. Was auf den ersten Blick vielleicht unproblematisch wirkt, entfaltet sein Ärgernis-Potenzial spätestens dann, wenn Entwickler oder Publisher keine Lust mehr auf das Spiel haben und den Stecker ziehen. Dann hat man zuhause ein gekauftes Spiel auf Disc oder auf der Festplatte, welches nicht mehr funktioniert. Eine EU-Bürgerinitiative will nun erreichen, dass das aufhört.
Wenn es um die EU geht, sprechen einige immer von "denen da oben". Dabei bietet die Union durchaus Möglichkeiten zur Mitbestimmung an. Eine davon ist die Europäische Bürgerinitiative. Jeder EU-Bürger kann eine solche Initiative starten und digitale Unterschriften anderer EU-Bürger sammeln. Wird die Marke von einer Million Unterschriften erreicht, muss sich die EU-Kommission mit dem Thema beschäftigen und gegebenenfalls über Maßnahmen beraten.
Und genau das will die Initiative "Stop Destroying Videogames" erreichen. Die Tatsache, dass Entwickler und Publisher einfach so entscheiden können, wie lange ein gekauftes Game spielbar ist sei ein "Diebstahl an der Kundschaft". Dies verletze nicht nur den Verbraucherschutz, sondern würde auch den Wert von Spielen als kulturelle Werke zerstören. Stattdessen würden mit "Lizenzvereinbarungen, die noch vor dem Spielstart akzeptiert werden müssen, [...] viele existierende Verbraucherschutzmaßnahmen umgangen." Damit werde der Begriff des Eigentums infrage gestellt, denn trotz eines Kaufes stünden Spieler am Ende mit leeren Händen da. Und das dürfe nicht sein, so die Organisatoren rund um Daniel Ondruska.
Wer diese Initiative als EU-Bürger unterstützen möchte, kann dies unter folgendem Link tun. Dort einfach oben auf den gelben Button klicken, ein Formular ausfüllen oder - wenn vorhanden - mithilfe von Ausweis/eID legitimieren. Aktuell sind nach nur wenigen Tagen bereits gut 196.000 der benötigten 1.000.000 Unterschriften eingegangen, die Teilnahme ist noch bis zum 31. Juli 2025 möglich.
EU-Bürgerinitiative: Stop Destroying Videogames (Videospielzerstörung stoppen)
Zu den Kommentaren (6)KOMMENTARE
Marc
10.08.2024, 23:55 UhrWenn man ein Game mit Einzelspielermodus kauft, dann sollte man davon ausgehen dürfen, dass man dieses Spiel unbegrenzt nutzen kann. Entweder gehört die Onlinepflicht abgeschafft oder sie muss am Ende nachgepatcht werden. Oder beim Kauf muss explizit auf diesen Umstand hingewiesen werden. Wo kommt man denn da hin, dass man als Käufer in seinen Rechten beschnitten wird und man halbseidene Lizenzbestimmungen untergejubelt bekommt. Wir sollten nicht den Fehler machen und dieses stetige Untergraben der Verbraucherrechte irgendwie zu erklären. Kein Spieler braucht eine Onlinepflicht. Die nutzt nur dem Hersteller.
Lastimosa
10.08.2024, 15:52 UhrEs gibt sicherlich Gründe. Allen voran wie gesagt die Kosten.
Wann wäre der Zeitpunkt, damit ein abgeschaltetes Spiel nicht als "zerstört" gilt? Ich denke, dass es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gibt. Deshalb sehe ich die Petition als nicht zu Ende gedacht, auch wenn ich sie im Kern nachvollziehen kann.
Marc
09.08.2024, 21:50 UhrNaja, natürlich muss nicht ewig ein Server laufen. Aber wenn ein Spiel einen Singleplayer-Modus hat, dann sollte es doch keinen Grund geben, das Spiel nicht spielbar zu lassen.
Lastimosa
09.08.2024, 21:01 UhrAh, das hatte ich in der Tat gar nicht mitbekommen, sodass ich mich mal kurz in den Sachverhalt eingelesen habe.
Mir stellt sich gerade die Frage, ob und wie ein Stopp dieser "Zerstörung" in der Praxis überhaupt umsetzbar wäre, denn rein theoretisch würde das bedeuten, dass ein Spiel auf ewig laufen müsste. Außerdem ist da ja auch noch die Frage der Kosten, z. B. für Server, Lizenzen usw.
Marc
09.08.2024, 15:12 UhrDas prominenteste Beispiel ist sicherlich The Crew. Und da dieser Onlinezwang in letzter Zeit immer mehr zunimmt, wird sowas in Zukunft sicherlich öfters passieren. Daher sollte am besten schon jetzt gehandelt werden.
Lastimosa
09.08.2024, 13:52 UhrDas klingt alles sehr schlüssig. Jedoch überlege ich gerade, ob bzw. wann ich jemals erlebt habe, dass ich eines meiner Games nicht mehr spielen konnte, weil der Entwickler es abgeschaltet bzw. aufgegeben hat. Mir fällt nichts ein. Hat jemand ein Beispiel für mich?