Routine - Der Mann im Mond
"Routine" hatte ich selbst nicht auf dem Schirm, aber ein kurzer Blick in den Trailer hat mir gereicht, um zumindest das Interesse zu wecken. Das Survival-Horrorspiel von Lunar Software und Raw Fury wurde ursprünglich 2012 angekündigt - nein, das ist kein Tippfehler! - und nach etlichen Unterbrechungen und auch Publisher-Wechseln nun endlich veröffentlicht. Wir haben uns den Titel angeschaut.
von Wolfgang Kern
Heute, 19:26 Uhr
"Routine" ist eines dieser Spiele, bei denen man kaum glauben kann, dass sie tatsächlich noch erscheinen. Bereits 2012 angekündigt, verschwand das Projekt mehrfach in der Versenkung. Finanzielle Probleme, kreative Sackgassen und schließlich eine komplette Produktionspause machten das Debüt von Lunar Software fast zu einer Gaming-Legende. Erst 2020, mit Raw Fury als neuem Publisher, startete das kleine Team inklusive einem Wechsel auf die Unreal Engine 5 noch einmal durch.
Die Story schickt uns als Techniker auf eine verlassene Mondbasis, die eigentlich nur einem Routine-Check unterzogen werden soll. Was zunächst wie ein harmloser Arbeitsauftrag klingt, entwickelt sich rasch zu einem beklemmenden Mix aus Isolation, technischer Stille und der Frage, was hier oben eigentlich schiefgelaufen ist. Wir befinden uns in einer retro-futuristischen Mondstation, irgendwo zwischen 1980er-Jahre-Sci-Fi, kaltem Metall und flackerndem Neon. Die Basis wirkt, als hätte sie einmal voll funktioniert, bevor irgendetwas ihre Bewohner zur überstürzten Flucht oder Schlimmerem gezwungen hat. Die Story entfaltet gerade zum Ende hin ihre volle Power, allerdings geht diese nur richtig auf, wenn man Logs liest und die Aufnahmen der Crew anhört. Das Ende ist dann weitgehend sehr zufriedenstellend.

"Routine" setzt vollständig auf die First-Person-Perspektive und erzeugt seine Spannung vor allem durch langsame Erkundung und ständige Unsicherheit. Der Spieler untersucht enge Korridore, Kontrollstationen und Wartungsbereiche, die alle darauf ausgelegt sind, das Gefühl von Isolation zu verstärken. Im Zentrum steht das Cosmonaut Assistance Tool, kurz C.A.T, das als universelles Werkzeug dient. Es entriegelt Türen, manipuliert Energieverteiler, liest Daten aus und wird gleichzeitig als improvisierte Verteidigung eingesetzt. Dieser funktionale Ansatz erinnert an "Dead Space", wo ebenfalls ein Arbeitsgerät zur Hauptwaffe wird.
Das C.A.T. erzeugt Abwechslung, weil es in vielen Situationen anders eingesetzt wird. Man scannt Systeme, umgeht Sicherheitssperren oder zwingt Maschinen zu einem Neustart. Gleichzeitig ist es die einzige Möglichkeit, sich gegen die Robotereinheiten zu wehren, die auf der Station patrouillieren. Diese Kämpfe sind selten, aber intensiv. Die Roboter sind schnell, präzise und vor allem gnadenlos. Man kann sie nur stunnen aber nicht besiegen. Hier erinnert das Spiel stellenweise auch an "Alien Isolation".

Weniger gelungen ist die Controller-Steuerung. Bei Interaktionen mit Bildschirmen, Türen oder Terminals reagiert der Cursor extrem sensibel. Zwar kann man die Empfindlichkeit reduzieren, aber dann fühlt sich die Bewegung des Protagonisten selbst unangenehm träge an. Diese Abstimmung ist nicht ideal und fällt besonders in den Momenten auf, in denen es schnell gehen muss - etwa im Kontakt mit feindlichen Robotern.
Die Roboter in "Routine" sorgen anfangs für eine richtig unangenehme Stimmung. Die Modelle sehen toll aus und jedes Mal, wenn man ganz nah an einem reglosen Roboter vorbeikriecht, ist man angespannt, weil er gefühlt jedem Augenblick aktiv werden könnte. Mit der Zeit wirkt das Aufeinandertreffen aber weniger bedrohlich und eher mühsam. Man wird aus einer Aufgabe gerissen, rennt weg, versteckt sich, wartet und macht dann weiter. Das passiert einfach zu oft. Und wenn später ein anderer Gegnertyp auftaucht, ändert sich am Ablauf kaum etwas. Es wirkt so, als ob kaum ein Gedanke daran verschwendet wurde, dass diese Konfrontationen irgendwann nervig werden. Und wenn das Spiel im Grunde darauf aufbaut, wackelt schnell das gesamte Konstrukt. Zudem ist die KI der Gegner einfach zu simpel und erinnert an Spiele aus den frühen 2000er Jahren.

Die Rätsel in "Routine" gehören dagegen zu den stärksten Elementen des Spiels. Sie treffen einen gelungenen Mix aus klarer Logik und normalem Menschenverstand und wirken nie künstlich aufgeblasen. Manche Codes muss man tatsächlich suchen, andere Aufgaben verlangen ein wenig Nachdenken, bleiben aber angenehm verständlich und dadurch sehr befriedigend.
Die technische Seite von "Routine" macht vieles richtig. Die Umgebungen wirken glaubwürdig abgenutzt, das Licht setzt tolle Akzente und lässt die Station oft wie einen einzigen dunklen Hohlraum erscheinen, in dem jederzeit etwas lauern könnte. Die Animationen sind nicht perfekt, aber die Stimmung trägt das locker. Der Sound gehört klar zu den Highlights. Metallisches Knacken, entfernte Schritte, das Summen alter Geräte und die gezielt eingesetzte Musik sorgen dafür, dass man selbst in ruhigen Momenten angespannt bleibt. Auch wenn nicht alles makellos wirkt, entsteht ein sehr atmosphärisches Gesamtbild.

Wie bewertest du das Spiel?
Dieses Rating für registrierte Benutzer lebt von der Qualität der verteilten Sterne. Seid bei eurer Bewertung also fair... [+]: Nur selten hat ein gutes Spiel die Höchstnote verdient und natürlich muss auch ein schwächeres Spiel nicht gleich immer komplett abgestraft werden. Je objektiver ihr eure Sterne vergebt, desto aussagekräftiger ist am Ende die Gesamtwertung. [–]
WEITERE NEWS ZUM SPIEL
KOMMENTARE
Xbox Aktuell
Heute, 19:26 UhrEs wurden noch keine Kommentare abgegeben. Mach doch einfach den Anfang und sei die Nummer 1! 
Wie bewertest du das Spiel?
Dieses Rating für registrierte Benutzer lebt von der Qualität der verteilten Sterne. Seid bei eurer Bewertung also fair... [+]: Nur selten hat ein gutes Spiel die Höchstnote verdient und natürlich muss auch ein schwächeres Spiel nicht gleich immer komplett abgestraft werden. Je objektiver ihr eure Sterne vergebt, desto aussagekräftiger ist am Ende die Gesamtwertung. [–]





