Wheelman - Grand Theft Auto Catalonia?
von Jens Kopper
04.05.2009, 10:02 Uhr
Eigentlich hätte es sich ja angeboten, die erfolgreiche Marke "The Chronickles of Riddick" auszubauen und einen zweiten Teil zu entwickeln. Stattdessen legt man die Originalfassung für Next-Gen neu auf und präsentiert eine neue Marke: "The Wheelman". Kein Sci-Fi, keine Necromomger und keine "Metzger-Bucht" mehr. Geblieben ist nur Vin Diesel und seine Angewohnheit für markige, meistens unfreiwillig komische Sprüche.
Um was geht es nun also bei "Wheelman"? Ihr spielt Milo Burik, der natürlich von Vin Diesel verkörpert wird. Genauer gesagt seid ihr ein Undercoveragent, der die Mafia in Spaniens Metropole Barcelona ausspioniert. Es versteht sich aber von selbst, dass das nicht so ganz einfach ist. Um die illustren Kreis der dunklen Machenschaften zu betreten, müsst ihr euch einen Namen machen. Wie ihr das macht? Nun ja, der gute Milo ist ein Wheelman; auf deutsch könnte man ihn einen Chauffeur für kriminelle Subjekte und Aktionen jeglicher Art nennen. Macht jemand einen Bruch, fahrt ihr den Fluchtwagen. Flüchtet ein Verräter in seinem Auto, wird er euch im Rückspiegel auftauchen sehen. Und damit habe ich euch schon einen großen Teil des Inhalts von "Wheelman" erzählt. Neben den Fahrmissionen gibt es aber auch noch einige Passagen, die ihr zu Fuß erledigen müsst. Dabei greift ihr auf ein Arsenal konventioneller Schusswaffen zurück und tötet zumeist alles, was euch vor die Flinte läuft. Freundlicherweise haben die Entwickler dem guten Milo ein Deckungssystem spendiert. Sollte es mal etwas heftiger zur Sache gehen, könnt ihr ähnlich wie bei "Gears of War" hinter Mauern in Deckung gehen.
Soviel zum Inhalt. Wie spielt sich das Ganze? Diese Frage muss man differenziert betrachten. Am Anfang spielt es sich sehr nett. Barcelona ist ein frisches, total unverbrauchtes Setting. Es gibt relativ schnell schon einige Nebenmissionen zu erledigen und das Spiel weiß mit einer gewissen Coolheit zu unterhalten. Milo kann nämlich einige nette Sachen: So könnt ihr z.B. während der Fahrt aus eurem Auto springen und das Fahrzeug vor euch entern. Das ist vor allem während Verfolgungsjagden sehr praktisch. Sollte euer momentaner fahrbarer Untersatz kurz vorm Kollaps sein, könnt ihr euch einfach einen neuen schnappen, ohne Gefahr zu laufen, während des Wechsels geschnappt oder abgehängt zu werden. Doch damit noch nicht genug. Ihr könnt Verfolger mit Hilfe des rechten Analogsticks wegrammen, Abkürzungen nehmen oder waghalsige Sprünge wagen. Jede dieser Aktionen füllt eine Leiste. Je nachdem wie voll diese Leiste ist, könnt ihr weitere Specials auslösen. Sollte euch die Polizei mal auf die Pelle rücken, empfiehlt es sich, einen sog. Whirlwind auszulösen. Milo reißt dann in Zeitlupe das Lenkrad herum, das Auto dreht sich um 180° und ihr könnt ganz gezielt eure Verfolger beschießen. Sehr nützlich und ebenfalls sehr cool. Auch die Laufmissonen wissen am Anfang noch zu gefallen, da es relativ unkompliziert direkt zur Sache geht. Leider ist die Schusssteuerung etwas wackelig geraten und das in Deckung gehen klappt nicht so intuitiv wie bei "Gears of War". Trotzdem bekommt man kurzweilige, coole Unterhaltung. "Wheelman" ist zu diesem Zeitpunkt wie ein guter Hollywood-Action-Film. Es knall, es ist cool und man muss nicht viel dabei nachdenken.
Ist dieser erste Glanz aber erst mal verblasst, offenbart "Wheelman" eklatante Schwächen. Barcelona ist videospielgeschichtliches Neuland. Das ist, wie oben schon erwähnt, positiv. Die Stadt ist aber viel zu steril und leer. Wer Barcelona mit Liberty City aus "Grand Theft Auto" vergleicht, wird die katalonische Metropole für eine Geisterstadt halten. Atmosphäre wird so leider überhaupt nicht erzeugt. Gleiches gilt für die Fahrsequenzen. Hat man sich an den coolen Tricks, die Milo drauf hat, satt gesehen, bleibt nicht wirklich viel übrig. Die Fahrzeuge fahren sich zwar unterschiedlich, das Fahrgefühl ist aber bei jedem motorisierten Untersatz - egal ob Auto Motorrad oder Roller - schwammig und viel zu arcadelastig geraten. Man kann es ja durchaus verstehen, dass ein Actionspiel keinen Simulationsanspruch hat. Aber wenn sich ein Auto plötzlich vollkommen unkontrolliert aufschaukelt und man deshalb den Abflug macht, ist das schnell ärgerlich. Ebenfalls mangelhaft ist das Missionsdesign. Abwechslung wird nämlich nur teilweise geboten. Sind einige Missionen wirklich nett gestaltet, sieht das Gameplay meistens so aus: Fahre von A nach B und ramme plötzlich auftauchende Gegner aus dem Weg. Da die KI sehr oft schier unbesiegbar ist, muss man sich mit dem ein oder anderen Frustmoment herumschlagen. Zum Glück waren die Entwickler so nett daran zu denken, dass man Missionen direkt wieder neustarten kann.
Doch damit noch nicht genug. Einige Sachen an "Wheelman" sind einfach richtig schlecht. Da wäre zum Ersten die Grafik. Sehen die Fahrzeuge noch ganz nett aus und wissen mit ihrem Schadensmodell zu überzeugen, sind die Charaktere einfach nur hässlich. Unglaublich schlecht designte Figuren, billige Gesichtsanimationen und matschige Texturen. Richtig schlimm ist auch der Schattenwurf. Solch unförmige, fleckige und unrealistische Schatten gab es schon lange nicht mehr. Wenigstens von Rucklern bleibt man meistens verschont.
Verschont bleibt man leider nicht von der Synchronisation. Scheinbar hat man das ganze Budget verbraucht, als man die Originalstimme von Vin Diesel arrangiert hat. Die macht ihren Job stimmlich auch ganz gut. Alle anderen sind dagegen so minderwertig, dass es stellenweise schon wieder lustig ist. Lachen müsst ihr aber sowieso. Vor allem dank Mister Diesel. Der hat im Spiel nämlich die Angewohnheit einen solchen Schwachsinn zu erzählen, dass kein Auge trocken bleibt. Total sinnentleerter, abgedroschener Mist. Und niemals länger als 2 Zeilen. Verstärkt wird euer Lachanfall noch durch die Tatsache, dass so gut wie kein Gespräch auch nur annähernd lippensynchron ist. Hier von B-Movie-Flair zu sprechen, wäre noch ein Kompliment.
Um auch wirklich jeden Grund zu eliminieren, der euch dazu bringen könnte, dass Spiel länger zu zocken, hat man komplett auf einen Online-Modus verzichtet. Was es da für Möglichkeiten gegeben hätte! Normale Rennen, Stuntrennen, Verfolgung, Last Man Standing... Jaja, das hätte mit Sicherheit eine Menge Spass gemacht. Selbst ein schlecht gemachter Online-Part ist besser als gar keiner.
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KOMMENTARE
Xbox Aktuell
04.05.2009, 10:02 UhrEs wurden noch keine Kommentare abgegeben. Mach doch einfach den Anfang und sei die Nummer 1!
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