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The Town: Stadt ohne Gnade - Ben Afflecks Gangsterballade

Paul Hackspacher

von Paul Hackspacher

13.03.2011, 14:21 Uhr

Es ist ruhig geworden um Ben Affleck. Früher noch täglich medienpräsent - was allerdings hauptsächlich an seiner Beziehungssituation als "Benniffer" lag - kamen nun längere Zeit gar keine Filme mehr mit ihm. Woran das lag kann man nur mutmaßen, aber scheinbar hat ihm die kreative Pause gut getan, denn erneut versucht er sich wieder als Drehbuchautor und Regisseur. Im Gegensatz zu "Gone Baby Gone", wo er seinem Bruder die Hauptrolle angeboten hat, tritt er diesmal in "The Town: Stadt ohne Gnade" selber gleichzeitig vor und hinter die Kamera.

Doug MacRay (Affleck) ist ein erfolgreicher Bankräuber, der mit seinem Team schon einige Tresore des Bostoner Stadtteils Charlestown geleert hat. Durch eine Komplikation ist das Quartett bei ihrem letzten Überfall gezwungen, eine Geisel zu nehmen: Claire Keesey (Rebecca Hall), die sie aber nach erfolgreicher Flucht wieder freilassen. Um sicherzugehen, dass sie niemanden unter den Masken erkannt hat und somit auch niemanden verpfeift, stellt sich Doug ihr vor und beginnt sie näher kennen zu lernen und unterschwellig auszuhorchen. Allerdings entwickelt er mit der Zeit Gefühle für Claire, so sehr, dass er mit ihr zusammen das Charlestowner Verbrechermilieu verlassen will. Nachdem FBI-Agent Adam Frawley (Jon Hamm) ihn bei Claire verpfeift, will sie aber nichts mehr von Doug wissen. Niedergeschlagen lässt er sich zu einem letzten großen Coup überreden.

Ebenso wie Afflecks letzter Film ist auch dieser hier eine Romanadaption. Die Vorlage zu "The Town" wurde 2005 von Chuck Hogan geschrieben als "Prince of Thieves". Es ist nicht nur die Geschichte von vier Freunden, Liebe, Verrat und Vergeltung - es ist vor allen Dingen die Geschichte von Charlestown, das für seine turbulente Vergangenheit mit dem organisierten Verbrechen bekannt ist. "The Town" versucht dem Zuschauer zu zeigen, dass das Verbrechen ein Sumpf ist, der selbst die sympathischsten Personen erbarmungslos in einen Teufelskreis aus Gewalt und Hass einsaugt. Es gelingt dem Film, selbst eine Gruppe von Kriminellen so darzustellen, dass man mit diesen Schlägern und Halb-Psychopathen mehr sympathisiert als mit dem eigentlichen "Good Guy" vom FBI. Dabei lebt der Film von seinen Dialogen: MacRays Zusammentreffen mit seinem eingesperrten Vater, das Wortgefecht zwischen ihm und Agent Frawley, die Verschleierung der Wahrheit im Gespräch mit Claire, all das sind wundervolle Momente. Aber sie verblassen im Vergleich zu der Aussprache mit seinem seit Kindertagen besten Freund James Coughlin, der sich weigert, Doug nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit einfach von dannen ziehen zu lassen. Jeremy Renners Portraitierung von Jem Coughlin war derart überzeugend dass er als bester Nebendarsteller für den Golden Globe, den Screen Actors Guild Award und sogar den Academy Award nominiert wurde.

Obwohl Renners Darstellung wohl die einprägsamste des Filmes war, wird die Story eigentlich fast ausschließlich von Affleck getragen. Die Szenen, in denen dieser ausnahmsweise mal nicht im Bild ist, machen nur einen Bruchteil der insgesamt 125 Minuten aus. Erstaunlicherweise zieht das den Film nicht runter, obwohl man meinen könnte, ein Regisseur wäre damit überfordert, permanent vor statt hinter der Kamera zu stehen. Allerdings führt es dazu, dass man recht wenig von den anderen Charakteren sieht: Interaktionen und Gespräche zwischen den Nebenrollen existieren zwar, sind aber sehr spärlich verteilt und oftmals unwichtig für die Story. Schade, dabei spielen Rebecca Hall und Jon Hamm gar nicht mal so schlecht, vor allem letzterer erweckt häufig - nicht nur durch sein Aussehen - den Eindruck, man hätte hier einen Aaron Eckhart vor sich. Auch den Charakteren und der Handlung hätte es nicht schaden können, wenn man einen genaueren Blick auf Doug McRays Umfeld geworfen hätte, speziell seine Freunde, mit denen er die großen Coups durchzieht. Ohne einen tieferen Einblick gelingt es dem Film nämlich nicht, den Zuschauer auch mit ihnen mitfiebern zu lassen. Man sorgt sich eigentlich ausschließlich um MacRay und Coughlin. Eine besondere Erwähnung verdient hier auch der im Januar verstorbene Pete Postlethwaite, der den örtlichen Gangsterboss Fergie spielt und ihn durch Auftreten und Gespräche derart arrogant darstellt dass man es als Zuschauer richtig liebt ihn zu hassen - und das obwohl er bis auf ein paar Streitereien mit MacRay nicht allzu oft auftritt.

Als Action-Drama lebt "The Town" natürlich nicht nur von Wortgefechten sondern auch von tatsächlichen Gefechten zwischen den Bankräubern und der Polizei. Obwohl es erst gegen Ende zu größeren Schusswechseln kommt, bleibt die Action dennoch auch vorher nicht auf der Strecke. Jedes Mal, wenn MacRay und Co von einem Tatort fliehen müssen, findet eine heiße Verfolgungsjagd durch die Straßen Bostons statt. Dabei ist das Bild hin und wieder problematisch. Es wackelt zu stark, die Schnitte sind manchmal zu schnell, um folgen zu können und in einigen vereinzelten Szenen spiegelt sich sogar Licht in der Kamera. Es sind nie große Schnitzer, aber sie wiederholen sich im Verlauf der Handlung immer wieder Mal. In Dialogen wird stellenweise zu stark an die Gesichter herangezoomt, aber auch dies ist nicht permanent zu bemängeln und "The Town" bietet auch genug Panoramafahrten um das wieder wettzumachen, aber es nagt mit der Zeit an der Konzentration des Zuschauers. Die Mängel sind nicht mal ansatzweise groß genug, um den Film schlecht zu machen. Aber es könnte auf Dauer dazu verleiten, neben dem Zuschauen noch etwas anderes zu tun, und dann verpasst man größere Teile der Story. Eiserne Disziplin ist hier ein Muss.

Musik findet in "The Town" sehr spärlich Verwendung, gerade mal während Actionszenen hört man sie wirklich. Insbesondere die Gespräche finden in der natürlichen Soundkulisse statt, oder die Melodien sind so leise dass man sie kaum hört. Ob man die Untermalung nun vermisst muss wohl jeder für sich selber entscheiden, zumindest kann so der Fehler nicht gemacht werden, dass die Musik das gesprochene Wort übertönen würde. Apropos gesprochenes Wort: Mit der Synchronisation der Schauspieler verhält es sich ähnlich wie mit der Optik des Films - es finden sich ein paar kleinere Schnitzer die man bemängeln kann, aber das große Ganze ist in Ordnung. Zunächst einmal muss mal angemerkt werden, dass Ben Affleck glücklicherweise von seiner bekanntesten Stimme Peter Flechtner gesprochen wird, wie schon in "Armageddon", "Pearl Harbor" oder "Daredevil". Auch Gerrit Schmidt-Foß hatte schon öfter Jeremy Renner vertont - etwa in "S.W.A.T." oder "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" - und passt auch gut zum Charakter. Letztendlich wird Jon Hamm von Sascha Rotermund gesprochen, der ihn zwar zum ersten Mal in einem Film vertont, aber schon seit drei Staffeln dessen deutsche Stimme in der Serie "Mad Men" ist.

Im Gegenzug dazu ist Julia Ziffer zum ersten Mal die Sprecherin für Rebecca Hall, wobei das nicht heißen soll, die Stimme wäre fehlbesetzt. Ziffer hat unter Anderem Summer Glau als Kara Zor-El in "Superman/Batman - Apocalypse" ersetzt, welcher schon in den Zune Filmreviews besprochen wurde. Damit wären die vier Hauptfiguren recht gut abgedeckt, auch bei den Nebencharakteren ist das Gros der Vertonung gut gelungen, bis auf gelegentliche Ausnahmen. Britta Steffenhagen zum Beispiel, die Jems Schwester Krista Coughlin (gespielt von Blake Lively) spricht, ihr aber nicht überzeugend den Klang einer drogensüchtigen Zicke geben kann. Ein Manko das nicht nur am Tonfall sondern auch an der seltsamen Wortwahl liegt - ein Problem, das die anderen Charaktere teilen. Lippensynchronität ist zwar vorhanden, aber man hat durchgehend das Gefühl, dass die Figuren, welche aus dem Verbrechermilieu stammen, gewählter und intelligenter reden, als sie eigentlich sollten. Für Personen, die aus der Unterschicht stammen und sich durch Gesetzesbrüche am Leben halten, wird deutlich zu wenig Slang und viel zu viel präzise Fachsprache verwendet.

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13.03.2011, 14:21 Uhr

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