Portal / Artikel / Testberichte / Lollipop Chainsaw

Lollipop Chainsaw - Nix für Lutscher

von Jens Kopper

16.07.2012, 15:17 Uhr

Aufgelockert werden die endlosen Metzeleien mit einigen mehr oder minder anspruchsvollen Rätseln beziehungsweise Sprungpassagen. Auch das hat man alles schon besser gesehen, wobei die "Rätsel" einen gewissen Charme versprühen. Hier kommt nämlich der Kopf von Juliets Schwarm Nick ins Spiel. Trefft ihr zufällig auf einen blauen, kopflosen Zombie, könnt ihr den Kopf von Nick einfach auf den Zombiekörper setzen. Das dann folgende Minispiel besteht meist aus einem einfachen Reaktionstest, bei dem ihr im richtigen Moment die richtige Taste drücken müsst.

Kritikwürdig hingegen ist die Grafik. "Lollipop Chainsaw" ist leider kein optisch schönes Spiel geworden. Ich würde sogar soweit gehen und die Hypothese aufstellen, dass die gute alte Xbox 1 dieses grafische Machwerk ruckelfrei hätte darstellen können. Matschige Texturen, aufploppende Elemente und eine endlose Aneinanderreihung von Clipping-Fehlern sind leider an der Tagesordnung. Wenigstens läuft das ganze Spielgeschehen halbwegs flüssig, was aber wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass niemals eine wirklich übermäßige Zahl von Gegnern auf dem Bildschirm vorhanden ist. Glücklicherweise hat mich aber die eher mäßige Grafik nicht gestört. "Lollipop Chainsaw" bietet nämlich etwas, was den meisten Triple A Titeln fehlt. Dieses Spiel hat eine Seele. Es ist eine trashige, freizügige und komplett bescheuerte Seele. Aber sie ist vorhanden und steckt in jedem Pixel und jedem Byte.

Fangen wir einfach mal damit an, dass die Story um Juliet und ihren körperlosen Freund dermaßen bescheuert ist, dass man sie einfach gern haben muss. Gleiches gilt für die unzähligen Nebencharaktere, die vor abgedrehten Ideen nur so sprühen. Sei es nun der Sensei von Juliet, der ziemlich auf Fisch steht und deshalb seine Gegner mit einem japanischen Fischmesser umbringt. Oder der vermeintliche Bösewicht, der wie eine Mischung aus Jigsaw und Marilyn Manson aussieht und gelinde gesagt einen kompletten Vollschaden hat. Genauso herrlich bescheuert sind auch die Zombiebossgegner. Ich will euch nicht zu viel verraten, aber ihr werdet mehr als ein Mal an eurem Verstand zweifeln. "Lollipop Chainsaw" ist einfach von vorne bis hinten durchgeknallt. Das gesamte Artwork ist so zuckersüß, dass es einfach überhaupt nicht zu blutigen Zombies passt. Da gibt es auf der einen Seite die namensgebenden süßen Lollis und auf der anderen Seite Juliets Superangriffsmodus, bei dem ihr möglichst viele Zombies köpfen müsst, um Bonuspunkte zu erhalten. Das Spiel bietet euch im einen Moment die Möglichkeit, sehr knappe und enge Outfits für Juliet zu kaufen, und im nächsten Moment seid ihr gezwungen, ein Zombiebasketballspiel zu bestreiten, bei dem ihr innerhalb von fünf Minuten 100 Punkte erreichen müsst, indem ihr Zombieköpfe in den Korb feuert. Garniert wird das genial trashige Gesamtpaket mit einer endlosen Anzahl von Anspielungen auf berühmte Zombie- und Horrorfilme. Fans der beiden Genres werden merken, wovon ich spreche. Passend dazu gibt es übrigens noch einen sehr guten Soundtrack, der zwischen Rock und Pop einzuordnen ist und einfach passt, wie die berühmte Faust aufs Auge. Mit all diesen Dingen schafft es "Lollipop Chainsaw" einfach zu überzeugen. Lasst euch also nicht von der trashigen Aufmachung abschrecken.

12Fazit

Zu den Kommentaren (0)

Detailseite Forum Amazon* Xbox Store*

Wie bewertest du das Spiel?

Dieses Rating für registrierte Benutzer lebt von der Qualität der verteilten Sterne. Seid bei eurer Bewertung also fair... [+]: Nur selten hat ein gutes Spiel die Höchstnote verdient und natürlich muss auch ein schwächeres Spiel nicht gleich immer komplett abgestraft werden. Je objektiver ihr eure Sterne vergebt, desto aussagekräftiger ist am Ende die Gesamtwertung. [–]