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FTC verliert gegen Xbox - Übernahme von Activision Blizzard vor Abschluss

Marc Friedrichs

von Marc Friedrichs

11.07.2023, 17:19 Uhr 4

Vor ungefähr 1,5 Jahren hatte Microsoft seine Pläne bekanntgegeben Activision Blizzard zu übernehmen, nun ist der Weg dafür wohl tatsächlich frei. Die gegen den Xbox-Deal klagende FTC ist vor Gericht gescheitert.

Nachdem die Federal Trade Commission (FTC), die US-Handelsbehörde, bereits Ende letzten Jahres wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen die Übernahme geäußert und eine Klage angekündigt hatte, beantragte sie vor kurzem eine einstweilige Verfügung, nach der es Microsoft und Activision Blizzard für drei Jahre untersagt werden sollte, den Deal abzuschließen. Das zuständige Gericht lehnte dies nach einem fünftägigen Anhörungsmarathon letzte Woche jetzt jedoch ab. Damit können Microsoft und Activision Blizzard die Fusion nun bis zum 18. Juli vollziehen – diesen Termin hatte man seinerzeit in der Übernahmevereinbarung festgelegt. Bei einer Überschreitung hätte Microsoft an Activision Blizzard 3 Mrd. US-Dollar Entschädigung zahlen müssen und der komplette Deal müsste neu verhandelt werden.

In den fünf Anhörungstagen kamen nahezu alle Führungskräfte zu Wort: u. a. Xbox-Chef Phil Spencer, Microsoft CEO Satya Nadella und Activsion Blizzard CEO Bobby Kotick. Auch Jim Ryan, der CEO der PlayStation, durfte seine Bedenken zur Übernahme vortragen. Letztendlich konnte die FTC aber nicht darlegen, warum die geplante Übernahme tatsächlich wettbewerbswidrig und schlecht für die Konsumenten, also die Spieler, ist. Unter Eid hatte Phil Spencer zugesichert, wichtige Activision-Blizzard-Spiele auch in Zukunft auf die PlayStation zu bringen und zudem noch mehr Plattformen als bislang zu unterstützen. Und selbst wenn man die zugesagten, 10-jährigen Garantien später nicht verlängern sollte, wurde im Prozess deutlich, dass mögliche Exclusives eher ein Teil des Wettbewerbs sind als ein Zeichen für wettbewerbswidriges Handeln. Das immer wieder erwähnte "Call of Duty" ist zwar aktuell ein wichtiges Spiel innerhalb des Gaming-Marktes, dessen Stellenwert in zehn Jahren lässt sich jedoch nur schwer voraussagen. Sollte der Titel tatsächlich irgendwann Xbox-exklusiv werden, so hat der Prozess gezeigt, dass das einen großen Teil der PlayStation-Spieler gar nicht interessieren würde. Und die von der FTC präsentierten Prognosen konnten auch nicht stichhaltig belegen, dass der andere Teil, der sich für den Shooter interessiert, wegen einer Exklusivität am Ende wirklich von der PlayStation zur Xbox wechseln würde.

Insofern hatte man in der Anhörung öfters den Eindruck, dass die FTC weniger um den Schutz der Konsumenten bemüht war, als vielmehr um den Schutz von Marktführer Sony - und dies fiel auch Richterin Jacqueline Scott Corley mehr als nur einmal auf. Sony bzw. PlayStation-Chef Jim Ryan hatte die letzten Monate immer wieder beklagt, dass der Deal der Branche, den Spielern und vor allem der PlayStation schade und Microsoft trotz aller Zusagen vorhabe, "Call of Duty" von Sonys Konsole abzuziehen. Dass dies nicht seiner tatsächlichen persönlichen Meinung entsprach, zeigte bereits am ersten Anhörungstag eine E-Mail, die Ryan an einen Kollegen schickte. Darin machte er sich weder um "Call of Duty" noch um die Zukunft der PlayStation Sorgen. Dagegen wurden zwei Dinge klar: Ryan ging es einerseits nur um Gewinnmaximierung: geht die Übernahme durch, kommen Spiele wie "Call of Duty" in den Xbox Game Pass, was wiederum bedeuten würde, dass aus Wettbewerbsgründen auch Sony diese Titel in PlayStation Plus integrieren müsste. Dies würde allerdings im Vergleich zum Einzelverkauf deutlich geringere Margen und somit Gewinne bedeuten. Andererseits legte ein Mail-Verkehr zwischen Ryan und Xbox-Chef Phil Spencer offen, dass der PlayStation-Chef durchaus gewillt war, der Übernahme zuzustimmen – wenn Microsoft dafür auf die Exklusivität von Bethesda-Spielen wie "Starfield" verzichten würde, was Spencer jedoch ablehnte. Die Frage von Richterin Corley, ob die FTC den Klageweg auch gegangen wäre, wenn Sony dem Deal zugestimmt hätte, war also durchaus berechtigt – und wurde, nebenbei bemerkt, von der FTC auch nur ausweichend beantwortet.

Am Ende bleibt natürlich noch die Diskussion um Richterin Corley selbst, deren Sohn bei Microsoft arbeitet – wenn auch in einem nicht Gaming-relevanten Bereich. Ist oder war sie deswegen tatsächlich befangen, wie einige Kritiker behaupten? Sicherlich kann man sagen, dass diese Tatsache für einen Prozess nicht ideal ist. Andererseits wussten allen Parteien bereits vor der Verhandlung davon und die Tatsache, dass die FTC an allen Anhörungstagen keinen einzigen Punkt landen konnte, hätte auch ein anderer Richter nicht anders bewerten können.

Während sich Microsoft und Activision Blizzard nun über einen enorm wichtigen Sieg freuen dürfen und sich auf die Berufungsverhandlung in Großbritannien am 28. Juli konzentrieren können (Achtung: Wichtiges Update!), deren Ausgang jedoch keine wirkliche Relevanz mehr hat, dürfen Xbox-Besitzer wohl schon bald Spiele wie "Call of Duty" und "Diablo" im Xbox Game Pass begrüßen. Hauptverlierer dieser Verhandlung ist neben der FTC, deren wettbewerbsrechtliche Bedenken ja schon von Anfang an von vielen Experten als nicht nachvollziehbar bewertet wurden, jedoch vor allem Sony bzw. eher Jim Ryan, der nun in der Branche als Lügner dasteht. Und die Frage nach dessen Zukunft ist durchaus berechtigt, wenn man bedenkt, wie viel Wert Begriffe wie Ehre und Ehrlichkeit in Japan haben. Wie lange wird also der japanische Konzern noch hinter dem PlayStation-CEO stehen?

PlayStation-Spieler müssen sich dagegen jetzt nicht zwingend als Verlierer sehen. Sicherlich muss man bei der nun anstehenden Übernahme nicht Applaus spenden, aber es geht hier nicht um die Befürwortung des Deals, sondern um die Frage, ob dieser wettbewerbsrechtlich in Ordnung ist. Und das ist er. Letzten Endes – das muss man Jim Ryan lassen – hat er das Beste für die PlayStation herausgeholt, denn deren Spieler müssen sich nicht sorgen, in naher Zukunft auf die Top-Titel aus dem Hause Activision Blizzard verzichten zu müssen.

Zu den Kommentaren (4)

KOMMENTARE


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Marc

Marc

12.07.2023, 22:29 Uhr

Ja, aber Horizon ist halt unter der Regie von Sony entstanden und auch Killzone war meine ich eine Auftragsarbeit (da bin ich mir allerdings nicht sicher).

Macbear007

Macbear007

12.07.2023, 21:50 Uhr

Das stimmt nicht ganz. Das Studio hat vorher Killzone programmiert und wurde dann von Sony „übernommen“

Marc

Marc

12.07.2023, 09:16 Uhr

Naja, Horizon ist eine Eigenentwicklung und nicht eingekauft... Aber sonst hast du natürlich Recht. ;) = Zwinker

Macbear007

Macbear007

12.07.2023, 08:51 Uhr

Super Entscheidung. Endlich. Und was die immer mit ihrem Call of Duty haben. Es gibt viele (auch ich), die schlafen beim Anblick ein. Und außerdem, wann bringt denn dann Sony Horizon für die Xbox?

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